Freitag, 28. Februar 2014

Tag 14: Pausentag in Étretat

Heute stand ausschlafen und verwöhnen lassen auf dem Programm. Das habe ich auch sehr genossen! Bei strahlendem Sonnenschein habe ich Carola und Josie zum Bäcker begleitet und habe dabei einen ersten Blick auf den Strand geworfen.


Nach dem ausgiebigen Frühstück ging es dann auf zu den Klippen. Das Wetter hatte inzwischen maritimen Charakter bekommen und zeigte mehr Wind und vereinzelte Schauer.


Wenn man erst einmal oben auf den Klippen ist, dann ergibt sich jede Minute ein anderer Ausblick, den man genießen kann.






Langsam wurde es ungemütlich mit dem Regen und wir sind einen Weg im Landesinneren zurück gegangen. Natürlich weil ein Cache dort war und natürlich war es der matschigste Weg der ganzen Gegend. Zurück haben wir zu Mittag die Reste des Abendessens verspeist.


Am Nachmittag haben wir dann die Höhlen und Tunnel besucht, die bei Flut nicht zugänglich waren. Regelmäßig sind dort Touristen eingesperrt und müssen auf Niedrigwasser warten - wir haben aber aufgepasst!


Besonders spannend fand ich die "Quellen am Strand": Der Tidenhub ist so groß und der Kieselstrand so steil, dass sich spontan Quellen am Strand bilden, die einen ganz schönen Durchfluss haben!


Zum Abschluss haben Benjamin und ich das Denkmal des weißen Vogels besucht: Hier wurden die Piloten des ersten Transatlantikflugversuchs in Ost-West-Richtung zuletzt gesehen - sie hatten es nicht geschafft.


Inzwischen habe ich mich schon von Josie verabschiedet und sitze bei einem köstlichen Abendessen mit Carola und Benjamin. Vielen Dank an die drei für diesen tollen Pausentag!

Donnerstag, 27. Februar 2014

Tag 13: Le Tréport - Étretat, 128 km

Heute bin ich wieder ohne Frühstück aufgebrochen, weil die Strecke lang und hart war. Trotzdem bin ich zuerst beim Tabac-Geschäft vorbeigefahren, weil mir das passiert ist, was einem Cacher nicht passieren darf: Der Kuli schreibt nicht mehr. Ich kann inzwischen sogar die Schlagzeile der lokalen Tageszeitung verstehen: "Sichert die Klippen!"

Das Wetter war am Morgen gräuslich. Regen und Gegenwind ohne Ende. Um es positiv auszudrücken: Bergauf hat man vom Gegenwind nichts gespürt und bergab hat der Gegenwind die Bremsgummis geschont. Nach 2 Stunden hatte ich erst 20 km geschafft und das sollte den ganzen Tag über nicht besser werden, denn es gab sehr viele Anstiege und sehr viel Gegenwind.

Nach 22 Kilometern habe ich eine pain-aux-chocolat-Pause gemacht und nach 50 km eine kurze Mittagspause am Strand von Quiberville. Dort habe ich auch meinen täglichen Cache bei einem kleinen Spaziergang gefunden.


Ab jetzt war es meist trocken und meine eisigen Füße tauten langsam wieder auf. Nasse Füsse in nassen Strümpfen in nassen Schuhen sind ein echtes Problem, sieben Stunden Sonnenschein können dann helfen! Ein paar Regentropfen gab es zwar noch, aber das war nur Nieseln. Unterwegs sah ich dann ein Ortsschild, das ich einfach fotografieren musste:


Zwischen den Flussüberquerungen ging es meist bis auf Klippenhöhe (ca. 100 Meter) hinauf und war dort dann meistens eben. Aber häufig mit Gegenwind, wenn es über freie landwirtschaftliche Flächen ging. Manchmal gab es aber Abwechslung, z. B. ein Schloss mit einem schönen Portal in St. Aubin sur Mer.


Der letzte Anstieg war dann in Fécamp auf einem Klippenweg so steil, dass ich schieben musste. Langsam wurde es auch schon dunkel und es waren noch 18 km zu fahren.


Um 20:30 Uhr erreichte ich die Ferienwohnung von Benjamin, Carola und Josie und lasse mich jetzt verwöhnen. Morgen ist ein Ruhetag angesagt und das LiveTracking bleibt ausgeschaltet.

Mittwoch, 26. Februar 2014

Tag 12: Wimereux - Le Tréport, 109 km

Im Hotel gab es kein Frühstück, weil sie Dienstags frei machen. Mir war es recht, so konnte ich rechtzeitig losfahren. An der ersten Boulangerie habe ich mir fünf pain aux chocolat als Tagesvorrat gekauft, das war wunderbar. Überhaupt lief heute alles gut: Sonnenschein, kaum Gegenwind und die Berge hielten sich in Grenzen (2 Anstiege von jeweils ca. 100 Höhenmetern). Ich kam also gut voran.

Die Straße führte bei Etaples an einem riesengroßen Soldatenfriedhof vorbei. Es ist der größte britische Soldatenfriedhof auf französischem Boden und hier liegen Soldaten aus dem ersten Weltkrieg.

Häufig folgte ich der Straße D 940, die etwas wie eine Wundertüte ist. Manchmal ist sie eine schmale verkehrsarme Straße über die Dörfer, mal hat sie einen guten Radweg an der Seite und mal ist sie 4-spurig ausgebaut als Fernstraße ohne Radweg daneben. Verboten ist das Radfahren aber nie. Die Autobahn-ähnliche Straße ohne Radweg hat mir am besten gefallen: Super-Asphalt und kaum Verkehr, sodass die Autos viel Platz zum Überholen hatten.

Circa 25 Kilometer vor dem Ziel habe ich nochmal Pause im Sonnenschein gemacht und auch mal den Selbstauslöser meiner Kamera ausprobiert.


Etwas später fand ich am Straßenrand eine weggeworfene Geldbörse, in der noch ein Führerschein steckte. Ich habe sie mitgenommen und in Le Tréport einer Frau an der Mairie gegeben, die sich weiter darum gekümmert hat.

Le Tréport war das unerwartete Highlight des Tages. Ich kam an, bevor es dunkel wurde, und das war sehr gut so. Schon am Hafen bekommt man ein Gefühl für diesen Ort, der zwischen Kreidefelsen und Meer an der Mündung der Bresle eingesperrt ist.


Beim Blick aus dem Hotelzimmer konnte ich die eine Seite der Kreidefelsen sehen. Es soll sich um die höchsten Kreidefelsen Europas handeln, 110 Meter hoch!


Nicht genug damit, es gibt hier sogar eine Standseilbahn, die durch einen Tunnel nach oben auf die Aussichtsplattform fährt. Technisch ist es jetzt wohl ein Schrägaufzug, aber das macht ja nichts!


Von oben hat man dann den Überblick über die Stadt, den Hafen und die Kreidefelsen auf der anderen Seite des Flusses. Einfach toll!


Morgen werde ich von der Route abweichen und nach Étretat fahren, um dort Benjamin, Carola und Josie zu treffen. Dort werde ich auch einen Tag Pause machen anstelle des geplanten Pausentages in Caen. Dafür muss ich aber morgen noch viel tun: 122 Kilometer und etliche Anstiege von jeweils etwa 100 Höhenmetern - das ist ein ordentliches Programm!



Dienstag, 25. Februar 2014

Tag 11: Ostende - Wimereux, 131 km

Da heute eine der längsten Etappen angesagt war, wollte ich früh aufbrechen. Ganz ist es mir nicht gelungen, aber um 8:05 Uhr saß ich im Sattel. Die ersten Kilometer habe ich die Planung ignoriert und bin auf der breiten Strandpromenade gefahren. Zwischen den einzelnen Seebädern fuhr die Straßenbahn neben der Strandpromenade. Ja sie fährt auch hier - man kann praktisch von der Niederlande bis nach Frankreich an der belgischen Küste mit einer Straßenbahnlinie fahren - von Knokke bis De Panne. Auf der anderen Seite der Schienen sind dann noch alte Wehranlagen aus dem 2. Weltkrieg zu sehen.


Nach knapp 40 km erreichte ich Frankreich, das vierte Land meiner Tour. Ich war überrascht von der Ausschilderung für Radfahrer und dem Vorhandensein von Radfahrspuren. Besonders auffällig war das in Dünkirchen. Dort habe ich natürlich eine SIM-Karte für meinen USB-Stick gekauft. Dabei habe ich zum ersten Mal mit der französischen Sitte der Mittagspause Bekanntschaft gemacht: Der Orange-Shop machte um 12 Uhr Mittag und ich kam um 12:06 Uhr an. Zum Glück hatte ich zuhause auch den SFR-Shop rausgesucht, der machte erst um 12:30 Uhr Mittag und lag nur 6 Häuser weiter!

Weiter ging es über kleine Landstraßen, nur ein relativ kurzer Abschnitt war auf einer unangenehmen Schnellstraße. Sehenswert war auf dem Weg die Festung von Gravelines.


Voll im Zeitplan erreichte ich Calais. Dort führte mich die Route am Fährhafen entlang und ich wunderte mich über ein Zeltager von Flüchtlingen, was sich dort befand. Offensichtlich gab es so etwas in der Vergangenheit schon mal, siehe hier.

Es sah alles nach einem ruhigen Finish auf den letzten 30 Kilometern aus, als plötzlich die Berge kamen. Vom Cape Blanc-Nez hatte ich noch nie etwas gehört - aber jetzt kenne ich es! Und als ob das noch nicht reichte, folgte der nächste Berg auf dem Fuße! Zusätzlich zu den Anstiegen gesellten sich heftigster Gegenwind und schwerer Regen, sodass ich für 5 km circa eine Stunde brauchte.


Danach wurde es wieder normaler - aber das Ankommen im Hellen habe ich dann doch nicht geschafft. Irgendjemand fragte in den Kommentaren nach den Fahrzeiten: Abfahrt 8:05 Uhr, Ankunft 19:30 Uhr, reine Fahrzeit 9 Stunden und 55 Minuten. Ein harter Tag, aber nicht zu hart. Ich fühle mich inzwischen gut trainiert und kann das ab - wenn es nicht jeden Tag so kommt!

Montag, 24. Februar 2014

Tag 10: Pausentag in Ostende und Brügge

Der Wecker klingelte heute am Pausentag auch um 7 Uhr, denn es lag die Fahrradwartung vor dem Frühstück an. Der Speichenwechsel gestaltete sich langwieriger als erwartet: Ich hatte im Fahrradladen nach dicken Speichen gefragt und dabei nicht bedacht, dass dann auch die Speichennippel gewechselt werden müssen. Früher, als ich noch mehr selbst am Fahrrad rumgeschraubt habe, wäre mir das nicht passiert! Der erste Kettenwechsel nach 1000 Kilometern (naja, es sind bisher 940 km) ging dagegen problemlos. Ich habe 3 Fahrradketten mit, die ich regelmäßig durchtauschen will - in der Hoffnung, dass das für die Tour reicht.

Nach dem Frühstück ging es mit dem Zug nach Brügge. Zwei feste Punkte hatte ich auf dem Programm: Um 11 Uhr eine Brauereibesichtigung mit Verkostung ("De Brug'se Zot") und um 16 Uhr ein geführter Stadtrundgang in englischer Sprache. Nach dem Bier hatte ich also viel Zeit und bin zunächst auf eigene Faust durch Brügge geschlendert. Zunächst zum Beginenhof, den ich vom Dach der Brauerei schon gesehen hatte.


Anschließend zeigte das Bier seine Wirkung und ich wurde etwas müde. Auf einer Bank im Hof des St. Jans-Hospital habe ich mich auf einer Bank im Sonnenschein ausgeruht.


Anschließend ging es zum Marktplatz mit dem Belfried, einem hohen Glockenturm, der die Unabhängigkeit der Stadt symbolisieren soll.




Und was macht man dann? Schließlich ist man in Belgien, da geht man auch ins Fritten-Museum. Nicht wirklich kulturell wertvoll, aber zumindest wird über den Ursprung der Kartoffel in Peru/Chile und die Geschichte der Verbreitung in Europa berichtet. Und anschließend gibt es richtig schöne goldgelbe belgische Fritten im Shop des Museums.


Es näherte sich jetzt 16 Uhr und ich war gespannt, wie die Führung werden würde. Ich hatte viel Glück und bekam einen persönlichen Führer, da ich der einzige Teilnehmer der englisch-sprachigen Führung war. So wurde aus der Führung ein gemeinsamer Spaziergang und Tooni hat mir viel über seine Stadt erzählt. Er ist 40 Jahre lang Direktor der Heilig-Blut-Prozession gewesen - einen besseren Führer hätte ich mir wirklich nicht wünschen können.


Obwohl ich schon viel gesehen hatte, hat er mir viele weitere schöne Stellen gezeigt, die ich sonst verpasst hätte. Bei den Gotteshäusern hatten wir sogar viel Glück und konnten die Kapelle und einen Innenhof ansehen. Früher lebten dort arme Leute, die keine Miete zahlten und dafür für den Stifter mehrfach täglich beten mussten. Heutzutage ist das immer noch in gewisser Weise eine soziale Einrichtung: Die Miete ist subventioniert und es gibt Regeln, wer hier einziehen darf. Die Pflicht zum Beten ist aber inzwischen entfallen.


Tooni ging auch sehr speziell auf mich ein und zeigte mir z. B. die Wand der 1000 Biere und ich konnte mein neues Wissen anbringen, dass Kirschbier historisch entstanden ist, weil man durch Einlegen von Kirschen in Bier diese haltbar machen konnte.


Den Tag habe ich beschlossen mit einem Babi Pangang (gibt's auch in Belgien beim Chinesen) und einem belgischen Bier in der Bar, in der ich diese Zeilen jetzt schreibe.

Sonntag, 23. Februar 2014

Tag 9: Burgh-Hamsteede - Ostende, 114 km

Heute stand wieder eine Fährfahrt an, diesmal von Vlissingen nach Breskens über die Westerschelde. Im Internet habe ich vorher nachgeschlagen, dass die Fähre stündlich fährt und ich entweder die Fähre um 12:05 Uhr oder um 13:05 Uhr nehmen müsste. Ich habe mich für die spätere Fähre entschieden, was mir die Gelegenheit gab, einen Schlenker auf der Insel Schouwen-Duiveland zu fahren und mir die Dünen dort auch bei Tageslicht anzusehen. Ich muss mein Urteil von gestern revidieren, diese Dünen sind auch hoch und spektakulär!


Weiter ging es auf die nächsten Inseln über gewaltige Dämme und Flut-Sperrwerke. Man muss sich mal eine Karte dieser Deltawerke ansehen, um ein Gefühl für die Dimensionen zu bekommen. Naturgemäß war der Gegenwind auf den Dämmen am stärksten, weil er keine Gelegenheit hatte, sich an Bäumen oder Gebäuden zu brechen.

Auf der Vlissingen-Insel führte mich der Radweg nach Veere, einem einstmals bedeutenden Hafen für den Tuchhandel mit England und Schottland. Das erklärt auch die übergroße Kirche, die dort steht, wirklich gewaltig. Heutzutage ist Veere eher ein Dorf und die Kirche wirkt wie ein Fremdkörper.


Trotz dieser Umwege konnte ich die Fähre in Vlissingen rechtzeitig erreichen. Diesmal war sie auch hervorragend ausgeschildert, denn sie ist auch viel bedeutender als die Fähre bei Hoek van Holland. Seehunde gab es diesmal nicht zu sehen, dafür einen Blick auf die Skyline von Vlissingen.


Nachdem die Westerschelde nun überwunden war, waren es nur noch wenige Kilometer bis Belgien. Man hat es sofort gemerkt an den nicht so guten Radwegen. Da wird schon mal ein Fernradweg für fünf Kilometer über Kopfsteinpflaster geführt. Am Ende dieser Passage wartete aber das Highlight des Tages auf mich: Eine Windmühle von 1790, die gerade zur Besichtigung offen war.


Von nun an hätte ich eigentlich mit der Straßenbahn fahren können. Es fährt jedenfalls eine von Knokke bis nach Ostende auf einer Strecke von ca. 32 km. Rechts und links von den Schienen sind meistens die Spuren einer vierspurigen Straße. Auf der Strandseite daneben befinden sich dann - ohne Sicherheitsabstand - eine Radspur und ein Parkstreifen. Hier parken die Belgier, wenn sie an den Strand gehen, denn der ist nur 100 Meter Luftlinie entfernt und alle paar hundert Meter gibt's einen Dünenübergang. Viele davon auch mit Straßenbahnhaltestelle! Irgendwie ist das so, als ob wir auf Sylt eine vierspurige Autobahn direkt durch die Dünen legen und das Parken auf dem Standstreifen erlauben würden. Sehr komisch!

Zumindest in den eigentlichen Seebädern selbst (Knokke, Blankenberge, De Haan) führte der Weg an den Strandpromenaden längs, sodass man auch mal den Strand sah.


Eigentlich sah es so aus, als ob ich diesmal noch in der Abenddämmerung ankommen würde. Eine Umleitung wegen Brückenreparatur und ein Planungsfehler waren dagegen und haben mir sechs Extra-Kilometer und etwas Verwirrung in Ostende eingebracht. Jetzt bin ich aber in einem günstigen Hotel, 100 m vom Strand und 700 m vom Bahnhof. Und das Fahrrad steht sicher in einer Garage.

Morgen bleibt das Live-Tracking aus, denn es ist der erste Pausentag angesagt. Geplant sind ein Besuch von Brügge sowie ein paar Wartungsarbeiten am Fahrrad (Speiche tauschen, Kette wechseln).

Samstag, 22. Februar 2014

Tag 8: Leiden - Burgh-Hamsteede, 118 km

Nachdem ich gestern Abend mit Anja Essen gegangen war und so sehr von dem Dünenweg geschwärmt hatte, habe ich spontan die Route für heute noch einmal überplant. Aus 103 km wurden so 118 km mit noch mehr Dünenweg, also war ein anstrengender und schöner Tag angesagt.

Der begann auch mit einem schönen Frühstück mit Tee, Müsli, Pfannkuchen und Erdnussbutterbroten mit Käse. Das Brot war besonders lecker - Anja hatte es selbst gebacken. Wir haben uns Zeit beim Frühstück gelassen und um 8:30 Uhr verabschiedete mich Anja an ihrem Fahrradschupppen.


Ich folgte der geplanten Route bis nach Katwijk, um dann festzustellen, dass der Dünenweg nach Scheveningen gesperrt war. Die Holländer, die auch davor standen, meinten, dass man wohl durchkommen würde, aber auf eigene Gefahr. Es hätte hier wegen des schlechten Weges schon Unglücke gegeben.


Als Monsterwellenvermeider habe ich an Dörte gedacht und bin wieder zurück nach Wassenaar gefahren. Sowas hasst man ja als Touren-Radfahrer! Ich habe dann das Navi eine Route zur Fähre in Hoek van Holland berechnen lassen. Das klappte diesmal fehlerlos und war wohl ungefähr die Route, die Dörte mir per Whatsapp gestern schon als Alternative aufdrängen wollte. Wochenlang hat sie sich nicht dafür interessiert, was ich da so am PC plane - und jetzt will sie plötzlich mitreden! Es ist wohl ein großer Unterschied, ob es nur Planung ist oder wirklich konkret wird. Witzig war allerdings, dass diese Route durch den Ort "Monster" führt - zum Glück gab es dort keine Wellen!

Es ging bis Hoek van Holland viel durch städtisches Gebiet, unter anderem durch das Zentrum von Den Haag. Hier habe ich ein Foto von der Skyline gemacht und konnte endlich meine Ersatzspeiche kaufen. Da die Notspeiche gut hält, werde ich den Wechsel aber erst übermorgen am Pausentag durchführen.


In Hoek van Holland konnte ich erst die kleine Fußgänger- und Fahrradfähre nicht finden und wäre fast nach Harwich gefahren. Nach etwas Sucherei war sie dann aber doch zu finden. Sie fährt nur einmal in der Stunde, das hieß 25 Minuten warten. Nicht das schlechteste mit einer Erdnussbutterstulle auf einer Bank im Sonnenschein! Die Überfahrt war eines der Highlights des Tages: Ich konnte sogar Seehunde fotografieren!


Ein niederländisches Ehepaar, welches mit den Enkeln auf Radtour unterwegs war, erzählte mir von dem Informationszentrum Futureland, in dem der Ausbau des Rotterdamer Hafens beschrieben wird. Beeindruckend sind die Bilderserien von der Aufschüttung der künstlichen Inseln, man kann das ganz gut im Google Zeitraffer nachvollziehen.


Der Hafen ist erst im Mai 2013 für den Schiffsverkehr freigegeben worden. Er ist auf Zuwachs gebaut, viele Flächen liegen noch brach und es gibt praktisch keinen Verkehr am Wochenende. Für das Radfahren ist das natürlich praktisch. Die nächsten Inseln sind dann alle über Dämme zu erreichen und meist hatte ich jetzt meine schönen Dünenwege. Vielleicht nicht ganz so hoch und spektakulär wie bei Nordwijk, aber sehr sehr schön!


Wenn es auf einem Damm zur nächsten Insel ging, dann war auch immer der Strand zu sehen. Bis hin zum Sonnenuntergang mit noch ca. 12 verbliebenen Restkilometern. Das war wieder ein sehr schöner Tag!



Freitag, 21. Februar 2014

Tag 7: Egmond - Leiden, 76 km

Heute früh sah es zunächst so aus, als ob es mit dem Regen so weitergehen würde wie gestern. Es rollte zwar ganz gut, weil es keinen Gegenwind gab, aber die es wurde natürlich trotzdem nass. Der Regen hörte aber schnell auf und um 11 Uhr kam die Sonne raus und blieb bis zum Sonnenuntergang - so wurde es doch noch ein herrlicher Tag. Zu den Sonnenstrahlen gesellten sich dann noch die ersten Frühlingsblumen!


Bei Ijmuiden gab es die zweite Fährfahrt der Tour und danach ging es ab in die Dünen. Irgendwo hatte ich eine Abzweigung verpasst und große Angst, den Dünenweg zu versäumen. Ich habe dann die "Hohe-Dünen-Straße" erwischt, das waren die ersten Serpentinen dieser Radtour. Kurze Zeit später hatte ich aber wieder den richtigen Weg und der war wirklich toll!


In Zandvoort habe ich dann auch den Strand gesehen. Laut meiner Nichte Anja soll hier im Sommer wahnsinnig viel los sein - jetzt ist es fast noch ein einsamer Strand.


Von Zandvoort bis Nordwijk ist der Dünenweg am beeindruckendsten. Weil es dauernd rauf und runter ging und der Gegenwind plötzlich wieder da war, war es auch anstrengend. Aber die Natur und die Ausblicke haben dafür mehr als entschädigt!


Von hier ging es dann nach Leiden, um Besuche zu machen: Zuerst zu meinem Freund Jaap, der mich mit heißem Tee und netten Gesprächen versorgte.


Von da waren es noch 2 km bis zu meiner Nichte Anja, die hier in Leiden studiert. In Ihrer schicken großen Wohnung, die sie zusammen mit ihrem Freund hat, kann ich heute übernachten.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Tag 6: Sotterum - Egmond, 94 km

Heute war der erste richtig nasse Tag. Es hat zwar nicht zu 100 % durchgeregnet, aber doch schon deutlich mehr als die Hälfte. Und angekommen bin ich in triefendem Regen hier in der Jugendherberge.

Zu Begnn gab es heute natürlich den Abschlussdeich, 32 km Deich quer durch das Meer gebaut und darauf eine Autobahn und ein Radweg. Alles immer nur geradeaus. Unterbrochen wird die Eintönigkeit nur von einer Tankstelle bei km 12 auf einer künstlichen Insel und einem Denkmal bei km 27. Dort steht neben einem Aussichtsturm eine Statue von Cornelis Lely .


Wenn man so im Regen über den schnurgeraden Deich radelt und der Wind schräg von vorne kommt und man durch die Brille wegen des Regens nichts mehr sieht, was ja auch gar nichts ausmacht, denn es gäbe sowieso nichts zu sehen, dann könnte man eigentlich schlafen. Nur die Beine müssten weitertreten. Irgendwie kommt man jedenfalls in einen Trott, der dem Schlaf schon sehr nahe kommt! Dabei hatte ich Dörte doch versprochen, jederzeit vor Monsterwellen auf der Hut zu sein. Heute habe ich dazu die ersten Warnschilder gesehen - sie gelten aber glücklicherweise nur für Autos und nicht für Radfahrer!


Gegen 12 Uhr hatte ich dann wieder Land erreicht. Kurze Zeit später ging es über einen weiteren Abschlussdeich (diesmal das Amstelmeer), aber das war wenig spektakulär. Dann wurde es landschaftlich reizvoll, mit vielen Kanälen und Grachten. Am schicksten fand ich Sint Maartensbrug - dort gabe es einen Kombination aus Fußgängerbrücke und Aussichtsturm - das war natürlich was für mich!




Am Ende der langen Gracht stand ich plötzlich am Noordhollandse Kanal - auf der falschen Seite und es gab keine Brücke! Ich weiß nicht, wieso meine Planung überhaupt davon ausging, dass der Rijksweg N9 einen Radweg hätte (hat er vermutlich an dieser Stelle nicht!). Die fehlende Brücke hätte ich aber beim Reinzoomen schon entdecken müssen. Das Navi warf beim Eingeben der Zielkoordinaten "Routenberechnungsfehler" aus, also mussten die letzten 20 km improvisiert werden. Aber das klappte dann auch, sogar im Regen.