Montag, 31. März 2014

Tag 45: Santo André - São Martinho das Amoreiras, 83 km

Heute Nacht war es schön mild, wir haben nicht gefroren. Den Fön haben wir auch nicht gebraucht, auch als wir spät Abends im Auto noch gebloggt haben. Nach einem schönen Frühstück habe ich mit Anke und Martin noch einen Cache am Strand gesucht. Anke wollte unbedingt Flamingos fotografieren, die es hier in der Lagune geben soll. Es waren aber weit und breit keine zu sehen und so musste ich als Ersatz einspringen.


Zunächst war es trocken und die Straße war zwar teilweise hügelig, aber sehr schön. Sowie ich die Höhe erstmalig erklommen hatte, ging es durch Korkeichenwälder mit Ausblicken zu beiden Seiten dieses Höhenzuges.


Anke und ich haben uns die Korkschicht der Bäume noch mal im Detail angesehen - das Material sieht wirklich wie Kork aus, wenn es frisch abgebrochen ist.


Auf dem Weg habe ich ein neues Verkehrsschild entdeckt. Dörte wird wahrscheinlich interpretieren, dass da ein Haus mit Heizung angekündigt wird, was in Portugal durchaus selten anzutreffen ist.


Außerdem kam ich an der Kreuzung auf der Höhe des Chaos vorbei, ein Name, den ich auch unbedingt im Bild festhalten musste.


Acht Kilometer vor Cercal fing es dann zu regnen an, wieder einmal so richtig heftig. In Cercal habe ich mich mit Anke und Martin getroffen und wir haben bei einem kleinen Imbiss den Regen abgewartet. Anke hat mich dann die letzten 35 Kilometer auf dem Fahrrad begleitet.


Martin ist vorgefahren und hat die Unterkunft klar gemacht. Wir sind hier mitten in der Pampa, man muss einen 500 Meter langen Feldweg hochfahren, um zum Haus zu gelangen. Anke und Martin haben diese Unterkunft im Internet gefunden und es war überhaupt nicht klar, ob sie geöffnet hat. Unter der angegebenen Telefonnummer hat sich nie jemand gemeldet, weil sie schlicht falsch war. Überraschenderweise haben wir hier eine Villa für uns, sogar mit Holzofen. Und mit freiem Internetzugang. Die ersten Reaktionen, als wir ankamen waren: Anke: "Internet geht!" Meine Antwort: "Die Dusche wird heiß!"


Aber wo kriegen wir hier etwas zu Essen mitten in der Pampa? Die Vermieterin versuchte eine Frau anzurufen, die vielleicht ein paar Hühnchen ("frango") für uns kochen könnte. Die Frau war aber nicht zuhause und dann fiel der Vermieterin ein, dass es ca. 10 Kilometer entfernt doch noch ein Restaurant gäbe. Das hat dann geklappt, wir haben gut und preiswert gegessen (Hühnchen, Minikraken und Tintenfische, dazu Salat und Pommes). Was anderes gab's auch nicht. Dann haben wir uns 6 Flaschen Bier mitgeben lassen und die genießen wir jetzt vor dem Kaminofen!

Ach ja, heute habe ich Eukalyptus gesehen (Bio-Unterricht mit Anke) und man kann ihn zu dieser Jahreszeit nur riechen, wenn man die Blätter zerquetscht.

Anmerkungen von Anke:
Rund 11 Kilometer vorm Ziel wartete Martin mit dem Bus auf uns und meinte: ihr habt es bald geschafft - nur noch dieser Anstieg und dann bleibt die Straße auf einer Höhe - ist nur noch etwas wellig... ha ha ha, ich musste zweimal absteigen und schieben! :P

Sonntag, 30. März 2014

Tag 44: Lissabon - Santo André, 95 km

Gestern Abend waren wir doch nicht in einem Fado-Lokal, sondern sind in ein typisches kleines 4 Meter breites Esslokal gegangen, was nord-portugiesische Küche anbot. Ungewöhnlich und eng, aber lecker und stimmungsvoll. Und Dörte konnte noch einmal Alheira, eine typisch portugiesische Wurst, probieren.


Anschließend haben wir einige Caipis getrunken, bevor wir uns einen Weg durch die feiernde Menge zurück zu unserem Hotel gebahnt haben.


Am nächsten Morgen sieht es hier ganz anders aus, wie wir heute früh festgestellt haben.


Wir sind zu viert gemeinsam frühstücken gegangen und haben Dörte dann in die Metro zum Flughafen gesetzt. Anschließend sind wir mit dem Gepäck per Taxi zum Auto gefahren und ich konnte gegen halb elf meine Tour starten. Als erstes musste ich mit der Fähre über den Tejo setzen.


Auf der anderen Seite entwickelte sich aus dem leichten Nieselregen schnell ein richtiger Pladderregen. Mein Fotoapparat ist deshalb schon wieder ausgefallen. Circa 10 Kilometer vor Setúbal hörte der Regen dann aber plötzlich auf - zum Glück! Jetzt war es auch kein städtischer Verkehr mehr und ich konnte die Landschaft genießen. Hier wird viel Wein angebaut und es gibt viele Olivenbäume. Für den Wein wirbt man mit blau angemalten chinesischen Terracotta-Kriegern - der Zusammenhang hat sich mir nicht erschlossen.


In Setúbal bin ich über den Rio Sato übergesetzt. Das ist das erste Mal, dass ich zwei Fähren an einem Tag hatte. Zum Glück musste ich nirgendwo lange warten.


Die Halbinsel, auf die ich übersetzte, war 14 Kilometer lang und sehr schmal. Hier schien dann auch die Sonne und die letzten 50 Kilometer waren Genuss-Radfahren.


Ich bin kurz nach 18:30 Uhr hier auf dem Zeltplatz angekommen und habe stolz mein nicht verlorenes Taschentuch vorgezeigt.


Auf dem Zeltplatz und im Restaurant sind wir die einzigen Gäste, das ist schon etwas komisch. Immerhin haben sie für Anke und Martin den Minimercado geöffnet, damit sie eine Gaskartusche kaufen können. Und jetzt sitzen wir im Auto und bloggen - weil hier das WLAN besser funktioniert. Das erinnert mich ein bisschen an das Bloggen in Swinemünde im Waschraum des Zeltplatzes - dort war Strom ...

Anmerkungen von Anke:
Neunzig Prozent aller Gebäude in Lissabon haben keine Heizung, also auch die Restaurants nicht - deshalb sitzen wir im Lokal mit Wollpulli und dicken Jacken und warten auf 28 Grad im Schatten...

Heute kamen Martin und ich ums Fahrradfahren herum, schließlich mussten wir erst einmal das Fahren von Jans Bus sowie das Cola-Light und Bananeneinkaufen üben!

Samstag, 29. März 2014

Tag 43: Pausentag in Lissabon

Dörte ist wirklich früh aufgestanden und war schon vor 9 Uhr vom Frisör zurück. Anke und Martin waren auch schon fertig, ich war heute mal der letzte. Am Pausentag darf ich aber doch auch einmal ausschlafen, oder? Wir sind dann schnell in ein Café gegangen, um zu frühstücken. Dabei habe ich wieder ein paar neue Sätze Portugiesisch gelernt. Danach ging es zu dem Lift, auf dem sich eine Aussichtsplattform befindet.


Wir sind mit dem Lift nach unten gefahren und haben Martin zu einem schnellen Haarschnitt bei seinem Lieblings-Frisör begleitet. Dörte wollte ja, dass ich meinen Bart trimmen lasse ("nur die Seiten gerade schneiden lassen"), aber der soll bis zum Ende der Reise wachsen.


Von dort sind wir auf die Burg gestiegen. Dabei ging es ziemlich viele steile Treppen hoch. Irgendjemand hat mal vom Treppenviertel in Lissabon gesprochen. Das kommt mir komisch vor, denn Treppen gibt es hier überall!


Früher war der Besuch auf der Burg mal kostenlos, heute wird schon ganz heftiger Eintritt verlangt. Der Blick ist grandios, man kann auf der Burgmauer längs spazieren und ein paar Ausgrabungsstätten besichtigen.


Zurück ging es mit der Straßenbahn - das Straßenbahnfahren ist ein Muss bei einem Lissabon-Besuch. Es sind schöne alte Wagen, wie ich sie aus Bremen noch aus der Kindheit kenne. Sie sind meist proppevoll, aber irgendwie kommt man doch mit. Man muss nur auf seine Sachen achtgeben, hier wird überall vor Taschendieben gewarnt.


Gegessen haben wir in einem Restaurant, in das sich normalerweise keine Touristen verirren. Ein richtiges Arbeiterlokal ohne viel Schnickschnack - aber sehr stimmungsvoll und leckeres Essen.

Am Nachmittag sind wir weiter durch die Stadt gebummelt, haben ein paar Caches gesucht und sind dann mit einer der straßenbahnähnlichen Standseilbahnen wieder nach oben in unser Hotelviertel gefahren.


Oben gab es eine fantastische Aussicht über die Stadt auf die gegenüberliegende Burg.


Heute Abend werden wir zusammen essen gehen und zwar in einem richtigen Feierviertel. Gestern Abend, als Anke und Martin ankamen und Dörte schon im Bett lag, haben die beiden mir nur zwei Nebenstraßen weiter gezeigt, wo hier der Bär tanzt. Ich war es sonst gewohnt, dass der Wirt um 22:30 Uhr mit den Fingern trommelt, damit wir als letzte Gäste endlich gehen. Hier dagegen geht es dann erst richtig los und dauert bis in den frühen Morgen. Das wird ein schöner Abschiedsabend für Dörte, die morgen wieder nach Hause fliegt.

Anmerkungen von Dörte:
Heute war der Tag der Friseure. Wie immer bin ich unglücklich über das Ergebnis, weil - ebenfalls wie immer - die Friseure nie auf ihre Kunden hören. "Bitte den Pony nicht so kurz!" "Sim, sim" - und ab ist das Haar. Martins Friseur war so wie ich beim Heckeschneiden - mit wachsender Begeisterung hat er immer noch mal angesetzt und seine Schere klappern lassen. Aber ansonsten ein wunderschöner Tag.

Freitag, 28. März 2014

Tag 42: Colares - Lissabon, 55 km

Heute früh schien die Sonne und das sollte den ganzen Tag so bleiben. Insbesondere für den Besuch des Cabo da Roca (westlichster Festlandspunkt Europas) war das wichtig, denn bei Regen hätte das wenig Spaß gemacht.


Cabo da Roca war nur ca. 6 Kilometer von der Unterkunft entfernt, aber die hatten es wieder einmal in sich: Hier hatte ich noch Google Maps planen lassen und bin eher auf einem Wanderweg als auf einer Straße dorthin geführt worden.


Aber schließlich habe ich Cabo da Roca erreicht und war überwältigt von der Brandung.


Ab und zu kamen Touristenbusse ("Wir haben ja 15 Minuten Zeit!"), aber die waren schnell wieder verschwunden. Am Denkmal haben Dörte und ich uns gemeinsam fotografieren lassen.


Die Strecke nach Lissabon war dann einfach: Einmal über den Berg, lange rollen lassen und dann war alles flach. Leider aber eine vierspurige Straße, aber mit so geringem Verkehr, dass es kein Problem war. Ab Belém gibt es auch einen Radweg. Aber auch der verschwindet plötzlich und taucht dann unvermutet neben einem wieder auf. Auf dem Weg habe ich kurz vor der Autobahnbrücke über den Tejo die Kette zum vierten Mal gewechselt, denn ich bin schon bei knapp 4000 Kilometern angelangt.


Weiter ging's immer am Wasser entlang bis zum Treffpunkt mit Dörte. Dabei konnte ich erste Eindrücke von Lissabon sammeln.


Wir haben dann im Hotel eingecheckt und wollten dort eigentlich Anke und Martin treffen. Deren Flug hat sich aber wegen Vogelschlags stark verzögert, sie werden erst heute am ganz späten Abend ankommen. So haben wir dann allein unseren ersten Rundgang durch Lissabon gemacht, unter anderem haben wir den berühmten Lift gesehen.


Danach ging es zu einem Geocacher-Treffen vor einem Kult-Likörlokal. Der Likör musste natürlich probiert werden.


Das von Hans-Joachim und Maren ausgesuchte Restaurant war leider ausgebucht, wir sitzen deshalb in der Nähe des Hotels in einem kleinen Restaurant und warten auf Anke und Martin. Morgen ist Pausentag und das Tracking-Device bleibt ausgeschaltet. Und Dörte muss früh aufstehen, denn sie hat um 8 Uhr einen Frisör-Termin.

Anmerkungen von Dörte:
Vor 30 Jahren bin ich schon mal am Cabo da Roca gewesen. Wer bei uns zu Besuch war, kennt vielleicht die Urkunde an der Wand. Jetzt hat auch Jan seine Urkunde, die nun danebengehängt wird. Habe das im Touristenbüro erwähnt. Daraufhin wurde ich mit: "Bis in 30 Jahren ..." verabschiedet. Mal sehen, wer uns dann hierherschiebt.

Cascais ist der Hammer - wenn ich surfen könnte, würde ich das hier machen wollen. Aber Vorsicht: Der Standstreifen ist manchmal auch ein Sandstreifen. Ein Auto ist bis Mitte der Räder versackt.

In Lissabon sind wir u. a. über einen Markt geschlendert. Ein Stand mit Schokolade hatte sich aufschreiben lassen, was hier angeboten wurde: "Milchschokolade ohne Zucker". Die Aussprache hab ich mit der Marktfrau geübt. Sehr lustig.

Nachtrag
Gestern erreichte mich ein Gruß aus der Heimat von Werner E. und Martin H., die einen interessanten Artikel über die Kugelbake, dem nördlichsten Punkt der Reise, rausgesucht haben. Aus einer Zeitschrift, die in meinem Geburtsjahrgang erschienen ist! Guckt mal hier.

Donnerstag, 27. März 2014

Tag 41: S. Martinho do Porto - Colares, 112 km

Heute früh habe ich beim Frühstück Hannes mit den bisherigen Tracks meiner Tour versorgt. Da er mit seiner Freundin in der anderen Richtung unterwegs ist, kann das durchaus etwas nutzen. Ich habe das damals auf der Ostseetour in der Gegend der Weichselmündung schon mal selbst erlebt. Die beiden sind mit einem Smartphone ohne Internetverbindung als Navigationsgerät unterwegs und das scheint gut zu funktionieren, die Software heißt oruxmaps. Das muss ich mir auch mal anschauen, denn wenn mein GPS-Gerät ausfallen sollte, wäre ich erst einmal ziemlich aufgeschmissen.

Um 9 Uhr bin ich aufgebrochen und dachte, dass das für eine geplante Strecke von 106 Kilometern eine gute Zeit sei. Die Strecke war aber schwerer als gedacht: Zum einen gab es durchaus kräftigen Gegenwind und zum anderen gab es wirklich viele Steigungen. Heute circa 1200 Höhenmeter! Dazu habe ich die Strecke auch noch von Google Maps im Fahrrad-Modus planen lassen und die üblichen komischen Ergebnisse bekommen: Supersteile Straßen durch kleine Dörfer, Treppen bergab, mehrere Kilometer Schotterpiste und einen Trampelpfad rund um ein Klärwerksgelände herum.


Zunächst hielt ich es für eine riesige Burg, was ich da sah. Später merkte ich, dass es eine ganze Stadt mit erhaltenen Stadtmauern war, nämlich Óbidos.


Ich bin leider von Google Maps daran vorbeigeleitet worden (ich wurde zum Klärwerk geschickt, wo ich mich nett mit den Mitarbeitern über den Weg unterhalten habe), aber Dörte hat den blumengeschmückten historischen Ortskern besichtigt.


Später habe ich 2 schwedische Radwandwerer getroffen, die in derselben Richtung unterwegs waren. Sie machen nur eine Radtour von ein paar Tagen und waren schon 10 Kilometer vor dem Tagesziel. Ich dagegen hatte noch 60 Kilometer auf der Uhr.

Zeitmanagement ist so eine Sache: Ich rechne immer mit 10 km/h inklusive Pausen für die Restkilometer und gucke dann, ob ich rechtzeitig vor Sonnenuntergang ankomme. Wenn es gut rollt, fahre ich schnell einen Vorsprung heraus, den ich dann für eine Mittagspause nutzen kann. Heute wollte sich der Vorsprung ob der schwierigen Strecke einfach nicht einstellen. Also gab es keine lange Mittagspause, sondern pain au chocolat (ja, die gibt's auch hier, sie heißen anders, aber ich weiß nicht wie - aber draufzeigen klappt immer!) und Snickers-Riegel auf die Hand.

Hier scheint es eine windreiche Gegend zu sein, denn ich habe viele alte Windmühlen gesehen.


Ab Kilometer 75 kam heftiger Regen auf und so kam ich um 18:53 Uhr völlig durchnässt am Zielort an. Eigentlich war ein Zeltplatz vorgesehen, der war aber geschlossen. Dörte hat dann in etwa einem Kilometer Entfernung ein Hotel gefunden - nach so einem harten Tag ist das sehr angenehm!

Von Dörte gibt's heute keine Anmerkungen, sie ist zu müde. Und dankbar dafür, dass der Campingplatz geschlossen ist!

Mittwoch, 26. März 2014

Tag 40: Coimbra - S. Martinho do Porto, 116 km

Bei der Etappe heute war die bange Frage, ob man eigentlich wie geplant auf der Straße IC2 mit dem Fahrrad fahren darf. Eigentlich gibt es dazu nämlich keine Alternative, auch wenn es eine Fernstraße zwischen Porto und Lissabon ist. Immerhin gibt es parallel eine Autobahn, das könnte Entlastung bringen. Am Anfang in Coimbra gab es gleich die erwarteten Probleme: Über die schicke Schrägseilbrücke darf man natürlich nicht mit dem Fahrrad. Mit etwas Glück habe ich die alte Straße nach Lissabon gefunden, die schön langsam den Hügel hochführt und kaum Verkehr hat. Nach 15 Kilometern kam aber die Nagelprobe, denn hier gab es wirklich nur noch die Fernstraße. Zum Glück durfte man Radfahren, aber der Verkehr war doch ganz schön stark. Problematisch sind vor allem LKWs, wenn der Randstreifen mal zwischendurch sehr schmal wird oder ganz verschwindet. Ich habe hier mehr gefährliche Überholmanöver erlebt als in Spanien (dort sind sie sehr sehr selten), aber insgesamt ist es noch ganz gut vertretbar. Für die Gegend hat man dann nicht so sehr den Blick, aber ein paar Orangenbäume in den Gärten konnte ich doch entdecken.


Ich bin der Straße bis kurz vor Leiria gefolgt. In Leiria selbst habe ich von unten eine tolle Burg bewundert. Dörte meinte, diese auch besucht zu haben aber es stellte sich heraus, dass das eine andere riesige Burg bei Montemor-o-Velho gewesen ist.


Da mein Weg manchmal durch die Innenstädte führt und dort inzwischen Fußgängerzonen eingerichtet sind, muss ich manchmal mein Farrad schieben. Das ist aber auch sehr schön, weil man so ein wenig die Plätze der Stadt kennenlernt, z. B. den Marktplatz von Leiria.


Um kurz nach 17 Uhr kam ich am Zeltplatz an. An der Rezeption wurde ich gleich erkannt, weil Dörte wieder meine Visitenkarte dort gelassen hatte. Die Menschen sind hier sehr freundlich und haben Dörte auch bei der Wäsche geholfen. Den Trockner durfte sie aber nicht benutzen, weil einfach zu schöner Wind draußen wehte.


Auf dem Zeltplatz haben wir ein junges Paar getroffen, das in umgekehrter Richtung mit dem Fahrrad unterwegs ist. Sie sind in Malaga gestartet und wollen an der Küste längs Richtung Deutschland. Sie gehen es aber deutlich gemütlicher an als ich und warten z. B. auch schon mal ein paar Tage auf Rückenwind. Auch ein schönes Konzept!

Anmerkungen von Dörte:
Das mit der Wäsche war schon merkwürdig. Die "Wäschedame" hat sich erst einmal auf Portugiesisch mit mir über ihre Kniearthrose unterhalten und dann selbst die Waschmaschinen gefüllt (ihr gefiel es nicht, dass ich alles zusammen bei 60 Grad waschen wollte und hat selbst sortiert). Als ich hinterher den Trockner nutzen wollte, meinte sie, dass das auf keinen Fall ginge. Bei diesem schönen Wind müsste das alles draußen hängen. Und so flatterten denn Jans Schiesser Feinripp am Eingang des Campingplatzes im Wind. Und bei der Menge des hier benutzten Waschmittels riecht er zumindest morgen wie der verkörperte Mr. Ariel aus dem Hauptwaschgang!

"Meine" Burg war aber auch sehr beeindruckend. Und ich habe mindestens sieben Störche gesehen!



Dienstag, 25. März 2014

Tag 39: Praia de Mira - Coimbra, 53 km

Heute hatte ich extra eine kurze Etappe eingeplant, damit wir uns gemeinsam Coimbra ansehen können. Das gab uns dann zusätzlich die Gelegenheit zu einem ganz entspannten Frühstück, so richtig mit Kaffeekochen auf dem Campingkocher. Bei langen Etappen hatten wir dafür bisher keine Zeit oder es war einfach zu kalt. Heute früh war es zumindest so warm, dass man im Pullover draußen sitzen konnte und nicht fror. Gelegentlich zeigte sich auch mal die Sonne, die sich den restlichen Tag über aber nicht mehr zeigen wollte.

Kurz vor 10 Uhr bin ich dann aufgebrochen und die Kilometer flogen nur so dahin. Ich fuhr einen Schnitt von ca. 20 km/h auf überwiegend flacher Strecke mit ordentlichem Rückenwind. Um 12:30 Uhr war ich dann kurz vor Dörte (!) auf dem Zeltplatz angekommen. Nach dem üblichen Prozedere (ich: Duschen, Dörte: Betten aufbauen) sind wir mit dem Stadtbus in die Innenstadt gefahren. Nach einem kurzen Mittagessen haben wir uns als Erstes die Universität angesehen.


Es ist eine sehr alte Universität aus dem 13. Jahrhundert, die irgendwann den königlichen Palast erworben hat (Coimbra war bis 1255 die Hauptstadt Portugals) und diesen dann immer weiter ausgebaut hat. Der zentrale Platz liegt oben auf dem Hügel und ist scheinbar umgeben von Palastgebäuden.


Dort ist auch eine Statue von König Johann III, der 1537 endgültig entschieden hat, dass die Universität in Coimbra ihren Sitz hat. Vorher ist sie mehrfach zwischen Lissabon und Coimbra, den damals größten Städten des Landes gewechselt. Mit meinem Namensvetter habe ich mich natürlich fotografieren lassen.


Wir haben 7 Euro investiert und die Gebäude von innen besichtigt. Besonders beeindruckend ist die Bibliothek, die prachtvoll ausgeschmückt ist. Die dicken Wände sorgen für ein gleichmäßiges Klima, was gut für den Erhalt der Bücher ist. Sie verwenden aber noch einen weiteren Trick: Hier lebt eine Kolonie Fledermäuse, die Insekten, die das Papier angreifen könnten, keine Chance lassen!

Unter der Bibliothek sind die Universitätseigenen Gefängniszellen zu besichtigen. Früher landete man hier, wenn man sich ungebührlich im Hörsaal benahm.

Wenn man jetzt denkt, das wären alles nur alte Gebäude, die dem Tourismus dienen, dann liegt man völlig falsch. Hier herrscht gleichzeitig ein echter Uni-Betrieb, es laufen viele Studenten mit Büchern unter dem Arm über den Platz. In den Gebäuden sind auch ganz normale Hörsäle. Und wir hatten das Glück, die Abschlussfotosession einer Gruppe von Rechts-Studentinnen mitzubekommen. Sie tragen einen Radi auf dem Arm, da müssen sie nachher ein großes Stück von abbeißen und den Rest in den Fluss werfen. Das soll Glück bringen.


Die Aula der Uni, den ehemaligen Thronsaal, konnten wir nur von der Galerie besichtigen. Dort fand gerade eine Promotionsprüfung statt: 6 Prüfer, 1 Schreiber, der Rektor der Universität und der Prüfling. Alle in ihrem Ornat, das gab eine ganz schön festliche und wohl auch angespannte Atmosphäre. Ob der Kandidat nun bestanden hat, haben wir nicht mehr mitbekommen.

Nach dem Universitätsbesuch sind wir langsam den Hügel wieder hinabgestiegen und haben die alte Kathedrale besichtigt. Sie gehört zum ältesten Kloster Portugals und stammt aus dem 12. Jahrhundert.


Jetzt sitzen wir schön warm in der Bar am Campingplatz, aber zu essen gibt es hier nur Toasties. Mir schmeckt's ja, aber Dörte ist nicht so begeistert.

Anmerkungen von Dörte
Nur ganz kurz: Jan hat zwei Tage hintereinander kein Stofftaschentuch verloren!

Montag, 24. März 2014

Tag 38: Porto - Praia de Mira, 93 km

Heute früh ging es Dörte noch nicht so gut, wie wir es nach dem gestrigen Tag erwartet hatten. Wir haben lange darüber diskutiert, ob wir noch einen weiteren Tag im Hotel in Porto bleiben. Dörte wollte aber unbedingt weiter und sie hat sich durchgesetzt. Dafür habe ich ihr eine Extrarunde Schlaf nach dem Frühstück gegönnt, während ich mir eine Halbzeit eines Spiels der italienischen Liga ansah. Ich habe dann alle Taschen zum Parkhaus geschleppt - in den großen portugiesischen Städten ist Parken nämlich ein ernsthaftes Problem. Hotels mit eigenem Parkplatz gibt es praktisch nicht. Um kurz nach 11 Uhr habe ich Dörte dann ins Auto gesetzt und ihr eine gute Fahrt gewünscht. Sie ist auch schnell und sicher auf dem Campingplatz angekommen und hat dort erst einmal weitere vier Stunden geschlafen. Und jetzt geht es ihr wirklich besser, sogar ohne Aspirin.

Die ersten 25 Kilometer waren heute nicht so schön, es nieselte wieder einmal und es ging dauernd auf und ab. Dazu noch Schlaglöcher in einer Anzahl, dass man sie gar nicht mehr zählen konnte! Aber dann kam die Sonne raus, es wurde flach und ich hatte sogar Abschnitte dabei, die mich an die schönen Radwege in Südfrankreich erinnerten. Zuerst ging es durch den Wald hinter der Dünenlandchaft und dann am Ria de Aveiro entlang.


Doch dieser Radweg benahm sich wie alle potugiesischen Radwege bisher: Er begann im nicht feststellbaren Irgendwo, war plötzlich da und endete genauso plötzlich und unangekündigt. Aber man ist dabei, das Radwegenetz für den Tourismus auszubauen. Vielleicht sollte man noch ein bisschen mehr Wert auf die Beschilderung legen!


Den Fluss hatte ich zuerst für einen großen See hinter der Dünenlandschaft gehalten, das war er aber nicht. Als ich Portugiesen beim Krebse- und Muschelnsammeln gesehen hatte, hätte mir das eigentlich schon auffallen können.


Richtig klar wurde mir das aber erst in São Jacinto, als mein Navi sagte: Jetzt geht die Route über das Wasser weiter. Ich war ca. 40 Kilometer auf eine Halbinsel gefahren und nun am Ende angekommen. Zum Glück gab es eine Fähre und sie fuhr auch. Ich musste allerdings etwa 75 Minuten warten. Glück gehabt, ich muss zukünftig jeweils am Vortag die Planung nochmal genau überprüfen!


Auf dem Zeltplatz hier ist nichts los, gefühlt sind wir die einzigen Gäste. Wir sind mit dem Auto noch zum Einkaufen gefahren und haben dann in Strandnähe in einem Restaurant gut gegessen.

Anmerkungen von Dörte:
Nochmal was zum Essen: Was in Deutschland erst so langsam in Mode kommt, wird hier praktiziert: Lebensmittel der Jahreszeit und der Gegend zu verarbeiten. In Restaurants erhält man viel Kohl, Mohrrüben und Kartoffeln. Mit Kohl kann man mehr machen als ich so dachte bisher. Und heute waren wir in einem Restaurant, in dem der Kellner mir den Fisch filetierte. Sehr angenehm.

Sonntag, 23. März 2014

Tag 37: Pausentag in Porto

Wie angekündigt haben wir es heute gaaaanz ruhig angehen lassen. Dörte hat bis mittags geschlafen und ich habe dann erstmal für ein Frühstück im Bett eingekauft. Zum Glück haben sonntags die Bäckereien auf.

Danach fühlte sie sich schon so gut, dass wir uns eine Busrundfahrt zugetraut haben. Das war auch höchst bequem: Oben und vorne im Doppeldeckerbus sitzen und alle Fotomotive nacheinander serviert bekommen!


Besonders auffällig sind einige Kirchen mit einer Verkleidung aus Motiv-Kacheln. Die sind allerdings nicht sehr alt, sondern stammen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Ich fand's hübsch, Dörte dagegen eher nicht.


Danach fuhr der Bus an den Strand bei Foz. Hier mündet der Douro, der große Fluss durch Porto, ins Meer. An der Hafenmole haben wir endlich die Monsterwellen gesehen, jedenfalls was die Gischt angeht.


Wir haben in Foz etwas gegessen und uns danach als Medizin für eine schnelle Genesung ein Gläschen Portwein gegönnt. Das gehört zu Porto einfach dazu.


Die Busfahrt ging dann weiter auf die andere Seite des Douro nach Vila Nova de Gaia. Der Fluss verläuft hier in einem engen und tiefen Tal, ca. 200 Meter breit und 70 Meter tief. Da hat man eine Brücke mit zwei Fahrbahnen übereinander gebaut: Eine verbindet Unterstadt mit Unterstadt und die andere verbindet Oberstadt mit Oberstadt! Eine tolle Konstruktion, aber was sagt wohl ein Navi dazu?


Auf der anderen Seite in Vila Nova de Gaia lebt die Portwein-Industrie. Inzwischen auch vom Tourismus, indem man Portweinverkostungen auf traditionellen Portwein-Schiffen anbietet.


Zurück auf der Porto-Seite sind wir 200 Meter von unserem Hotel entfernt ausgestiegen und ruhen uns jetzt aus. Dörte hat noch etwas erhöhte Temperatur, es geht ihr aber sehr viel besser. Sie will morgen unbedingt weiterfahren und traut sich das auch ganz sicher zu. Aber nur zum Zeltplatz, um sich dann in der Sonne auszuruhen!

Anmerkungen von Dörte:
Zunächst mal: Der Veröffentlichung des Fotos hab ich nur im Fieberwahn zugestimmt und jetzt weigert Jan sich, das wieder zu löschen! Darüber wird noch zu reden sein. Auf jeden Fall aber vielen Dank für die vielen Genesungswünsche, es geht wirklich schon wieder besser.

Und die Aussage, dass ich die Kacheln nicht hübsch fände, muss ich ein bisschen korrigieren. Es ist sehr beeindruckend, die großen gestalteten Motive zu sehen. Ich steh da halt nur nicht so drauf.

Nachtrag von gestern:
Die Leute können zwar meist kein Englisch, aber sind sehr freundlich. Hab einer Dame den Zettel mit der Hoteladresse gezeigt. Sie beriet sich mit umstehenden Personen und schickte mich dann in eine Richtung. Kurz danach kam jemand mir nachgelaufen und bedeutete, dass sie sich wohl geirrt hätten. Dann begleitete sie mich bis zur richtigen Strasse.