Mittwoch, 30. April 2014

Tag 75: Port Grimaud - Antibes, 79 km

Heute früh habe ich den wunderbaren Strand am Zeltplatz ausgenutzt und bin schwimmen gegangen. Das Wasser ist recht frisch, aber es geht schon ganz gut. Und Monsterwellen waren auch nicht in Sichtweite, das Wasser war spiegelglatt und ruhig.

Zur Strecke hatte ich heute ein wenig die Befürchtung, dass es sein könne wie hinter Barcelona: Vielbefahrene Küstenstraße und kein Platz für Radfahrer. Dem war aber gar nicht so, es gab häufig einen guten Radweg und der Verkehr hielt sich auch in Grenzen. Zwischen Fréjus und Cannes habe ich eine bergige Straße durchs Hinterland gewählt. Ich hatte kurz überlegt, ob ich stattdessen spontan der "piste cyclable du litoral" folgen sollte, aber wie üblich war mir die Ausschilderung zu undeutlich. Da bin ich lieber bei meiner geplanten Route geblieben. Ich habe es nicht bereut, denn die Straße ging mit angenehmen 6% Steigung bei sehr wenig Verkehr bis auf die Passhöhe von etwas über 300 Metern.




In Cannes habe ich mir an der Plage du Festival einen der blauen Stühle geschnappt und noch eine ausgedehnte Pause gemacht.


Trotz dieser Pause kam ich heute eine halbe Stunde vor Jana auf dem Zeltplatz an, weil sie in Port Grimaud noch am Strand war und sich einen Besuch in St. Raphaël gegönnt hat.

Anmerkungen von Jana:
Ich habe die Achilles-Ferse der französischen Autofahrer gefunden, die sie doch zum Rasen bringt. Ausbremsen - ok. Vorfahrt nehmen - ok. Generell scheisse fahren - alles in Ordnung. FUSSGÄNGER DURCHLASSEN - HUPKONZERT! Wenn sie direkt vor dein Auto springen, ist es ok, aber solltest du es wagen, an einem Zebrastreifen zu halten, wo Leute warten, mach dich auf was gefasst!

Ansonsten war ich in St. Raphaël, wo ich vor ewigen Zeiten auf Sprachreise war - konnte mich auch noch gut orientieren!

Dienstag, 29. April 2014

Tag 74: Peynier - Port Grimaud, 112 km

Heute früh war es wirklich kalt. Ich musste mir beim Frühstück den Anorak anziehen und die Bettdecke über die Knie legen. Zum Glück blieb es nicht so, sondern wurde im Laufe des Tages wieder richtig warm.


Die ersten 10 Kilometer liefen heute nicht gut: Ich habe mich dreimal verfahren und außerdem hat die McGyver-Speiche ihren Geist aufgegeben. Der Haken ist durch zu großen Zug aufgebogen. Ich habe die verbliebene zweite Notspeiche eingesetzt und nicht so fest angezogen. Bis jetzt hat's gehalten.

Die Wegstrecke war heute einfach toll: Meistens kleine Landstraßen durch eine herrliche bewaldete Hügellandschaft. Es war so ein Tag, der einem bewusst macht, wieviele verschiedene Grüntöne es in der Natur gibt: Das frische Grün der ersten Weinblätter, das saftige Grün der Wiesen und die verschiedenen Grüns der Bäume im Wald. Der Sonnenschein hat diese Farben richtig leuchten lassen!


Am Ende des Tages wurden die Hügel noch einmal richtig hoch und dann konnte ich von oben endlich das Mittelmeer wieder in der Ferne sehen. Die letzten Kilometer waren eine herrliche kurvenreiche Abfahrt.


Auf dem Campingplatz habe ich heute Abend den letzten Campingstuhl auch noch kaputt gesessen. Es sind sogar zwei Gelenke gebrochen und Jana konnte sich vor Lachen kaum einkriegen, als ich aus den Stuhlresten wieder rauskrabbelte. Jetzt gucken wir gerade Champions League und es sieht nicht gut aus für Bayern, weil Madrid schon 3:0 führt.

Technische Anmerkungen:
Für Freitag habe ich in San Remo einen Reparaturtermin in einer Fahrradwerkstatt vereinbart.

Heute früh hatte ich wohl vergessen, das Tracking einzuschalten. Dörte ist es aufgefallen und sie hat mich um 12 Uhr angerufen, um zu fragen, was los sei. Ab dann lief es natürlich wieder!

Anmerkungen von Jana:
Es steht 3:0 - YEAH! Leider heisst das, es wird kein Elfmeterschiessen gaben, aber es heisst die Bayern sind raus, wohohoo! Schön, dass Real dann von Atletico im Finale geschlagen wird - ich freu mich schon. Im Viertelfinale sind leider schon alle 4 Clubs, die ich anfänglich unterstützte, rausgeflogen. Das Spiel sieht aggressiv aus, mal sehen ob's noch viele Karten gibt!

So, zu meinem Buch (mit dem ich jetzt fertig bin) - es war "The Son", ein Jo Nesbo OHNE Harry Hole. Trotzdem gut. Jetzt muss ich einen Buchladen finden, der die letzten beiden Bände, die ich nicht kenne, auf Englisch verkauft. Mission fuer morgen!

So, zu Dir, Mama - deine Behauptung Du würdest die Bücher "dann nochmal von vorne lesen" - das tust du dann doch auch selektiv Charakter- und Storyline-bezogen. Ich sage nur Tyrion!!

Des weiteren habe ich jetzt den perfekten Weg gefunden, zu kommunizieren - einfach anstelle von Worten irgendein Silben-Gebrabbel, dass wie Französisch klingt, bringen, am besten mit ein paar passenden Worten und dazu mit den Armen wedeln und - wenn einem nichts mehr einfällt - einfach murmeln. Dann stellen sie nur einfache Fragen, die du verstehst, und dann in der selben Art antworten kannst. Das habe ich vor ein paar Wochen in Thailand probiert, als ich nach 2 Wochen immer noch nicht verstanden hatte, wie man "Danke" sagt. Es kommt einfach alles auf den Sound an! Meine Sprachreisen nach Frankreich waren also eine lohnende Investition. Immerhin habe ich so rausfinden können, wo sie die Champions League zeigen, obwohl ich immer noch nicht weiß, ob le oder la Champions League.

Tippfehler werden auf das KOMPLETT abgenutzte Netbook geschoben.

Montag, 28. April 2014

Tag 73: Maussane les Alpilles - Peynier, 90 km

Heute bin ich früh losgefahren, um vielleicht in Aix en Provence das Fahrrad reparieren zu lassen. Komischerweise hat das Hinterrad heute aber gar nicht mehr geknackt und geknarzt, sondern lief ganz normal. Ich schiebe das darauf, dass ich gestern Mittag die Ritzen der Lager eingeölt habe und das Öl über Nacht den Weg ins Kugellager gefunden hat. Vermutlich ist das keine dauerhafte Lösung, aber erst einmal hat es geholfen. Dann hat es aber doch noch genau einmal "Knack" gemacht - diesmal war's ein Speichenbruch. Natürlich Hinterrad und Ritzelseite, was nur in einer Werkstatt zu reparieren ist. Innerhalb von 15 Minuten hatte ich die Notspeiche (Klasseteil!) installiert und hoffte, in Aix gleich eine neue Speiche einsetzen lassen zu können. Punkt 14 Uhr stand ich vor dem einzigen Radladen, der montags geöffnet hat, aber die Reparatur wäre erst morgen fertig geworden. 7 andere Reparaturen waren vor mir dran, alles Terminsachen für heute. Immerhin hat sich der Mann kurz das Radlager angesehen und meinte ein leichtes Spiel zu fühlen (ich kann da nix fühlen!). Er meinte aber, dass ich ohne Gepäck damit noch ein paar Tage fahren könne. Also habe ich beschlossen, dass das Kugellager und die Notspeiche bis zum Pausentag in San Remo durchhalten müssen, das sind noch 270 Kilometer.

Von Aix bis zum Campingplatz waren es nur 23 Kilometer. Die hatten es aber in sich, denn jetzt ging es häufig bergauf und nur selten bergab. Dafür wurde ich mit einer landschaftlich schönen Straße durch hübsche Dörfer und bewaldete Hügel belohnt.




Gelegentlich taten sich Ausblicke auf richtige Berge auf. Daran werde ich hoffentlich in den nächsten Tagen eher vorbeifahren!


Der Zeltplatz liegt auf fast 350 Metern Höhe in so einer Art Mittelgebirgslandschaft. Die Betten darf ich hier noch nicht aufbauen, weil Jana erst den Bus umräumen will. Sie hat auf dem Fahrersitz angefangen und den neu gekauften Bluetooth-Lautsprecher installiert (noch ein Gerät, dessen Akku täglich geladen werden will!). Viel weiter ist sie noch nicht gekommen, denn ihr Urlaubsbuch lag in der Nähe und musste erst einmal weitergelesen werden.


Anmerkungen von Jana:
Was vergessen wurde: Mein Umräumen bedeutete schon, die Antenne reinzuschrauben, und 1 cm Papiere um 50 cm zu verschieben. Jetzt lese ich erstmal weiter (ich lese immerhin richtig, und nicht wie Mama nur selektiv.)

Franzosen scheinen uebrigens sehr selten zu hupen, egal wie oft man um dem Kreisverkehr fährt oder wie lahm man fährt. Meine Theorie ist, dass sie es gewohnt sind, weil sowieso jeder scheisse fährt!

Sonntag, 27. April 2014

Tag 72: Montpellier - Maussane les Alpilles, 110 km

Heute früh gab's nach dem Frühstück erst einmal eine Einweisung in das Packen des Autos. Morgen kann Jana dann alles so rumräumen, wie sie es für praktisch hält.

Ich bin zu unserem Mittagstreffpunkt in Nîmes über Somniéres gefahren. Das ist nicht die direkte Linie, aber dadurch hatte ich etwas kleinere Straßen. Somniéres gefiel mir sehr gut.


Dort war ein Flohmarkt, deshalb war die Straße gesperrt. Aber sein Fahrrad kann man ja auch schieben!


Seit heute früh macht das Hinterrad Ärger: Es rasselt beim Rollen und es knackt beim Fahren unter Last, z. B. beim Anfahren. Zuerst hatte ich ja die Kette in Verdacht, aber ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass die Geräusche aus der Nabe kommen. Ein merkbares Spiel im Lager gibt es aber (noch?) nicht, es könnte also auch mit dem Freilauf zu tun haben. Ich kann jetzt noch fahren, aber bis Istanbul wird das nicht halten. Mal sehen, wie ich damit umgehe.

Durch das Untersuchen des Fahrrades bin ich erst gegen 14:30 Uhr in Nîmes eingetroffen. Über Formate von GPS-Koordinaten musste ich mich dabei mit Jana erst einmal per SMS einigen. Nîmes ist eine alte Römerstadt und es gibt ein riesiges Amphitheater. Laut Audioguide soll es das am besten erhaltene sein, aber das sagt der Audioguide in der Arena von Verona vermutlich auch.


Danach musste ich feststellen, dass ich im Erdkundeunterricht nicht richtig aufgepasst hatte: Ich dachte immer, dass Nîmes an der Rhone läge. Es kam und kam aber keine Brücke, die gab es erst 20 Kilometer weiter östlich bei Tarascon. Dort wird der Flussübergang von einer schicken Befestigungsanlage überwacht und auch sonst ist das Städtchen sehr hübsch.


Technische Anmerkungen:
Heute Abend habe ich Vorder- und Hinterreifen gewechselt, denn das Profil am Hinterreifen wird inzwischen echt dünn. Die ersten Stellen des blauen Antiplattfuss-Kerns schimmern schon durch. Und da der Vorderreifen jetzt kein Profil mehr hat, habe ich auch den Radumfang für den Kilometerzähler neu vermessen und eingestellt. Immerhin 31 Millimeter sind es jetzt weniger im Umfang, das entspricht 5 Millimeter Profilabnutzung!


Anmerkungen von Jana:
Fun facts:
- Das Navi hat einen Refrain: geradeaus bis zum Kreisverkehr, in 300 m ist ein Kreisverkehr, fahren Sie in den Kreisverkehr, nehmen Sie die 3. Ausfahrt aus dem Kreisverkehr. In 90% der Fälle gefolgt von "Route wird neu berechnet" - denn er zählt manche kleine Straßen als "Ausfahrten" mit, andere kennt er nicht - sehr irritierend. Hinweis an Garmin: Den Audiokommentar zu Kreisverkehren braucht man nicht. Eine Landzunge südlich von Montpellier kenne ich jetzt besonders gut, da ich 5 mal hin und her gefahren bin :-)
- Im Colosseum hab ich mich gefragt, wie man die Kämpfe realistisch zB für einen Film darstellen kann - und die Szene wo ein Baer und ein Loewe aneinandergekettet sind und dann kämpfen - da hätte PETA bestimmt Einspruch eingelegt. Vllt gibt es ja ne App die sowas nachspielen kann.
- #jonesbonovels sind einfach die beste Urlaubslektüre! ;-)

Samstag, 26. April 2014

Tag 71: Pausentag Montpellier

Heute hätten wir eigentlich früh aufstehen müssen, um Jana um 8:45 Uhr am Flughafen abzuholen. Gegen 7:15 Uhr kam dann ein erlösender Anruf von Jana: Sie hatte den Flieger verpasst und kam nun erst um 14:20 Uhr an. Wir konnten uns im Bett also noch einmal umdrehen und anschließend in aller Ruhe frühstücken. Ich habe den sonnigen Vormittag dann für weitere Planungen genutzt, das muss auch mal sein.

Nachdem wir Jana abgeholt hatten, sind wir mit der Straßenbahn ins Zentrum gefahren. Antjes Gepäck für den Nachtzug nach Luxemburg hatten wir schon dabei und wollten es am Bahnhof einschließen. Da hatten wir uns aber getäuscht: Gepäckaufbewahrung gibt es an diesem Bahnhof nicht mehr. Man verwies uns an ein Hotel gegenüber, was das Gepäck bis 20 Uhr aufbewahren würde. Eine ziemliche Prozedur mit Ausweiskopie usw. Eine Aufbewahrung länger als bis 20 Uhr war nicht möglich, weil dann die Versicherung für das Hotel zu teuer gewesen wäre - offensichtlich explodieren die Bomben hier hauptsächlich nachts.

Dann haben wir uns an Elkes und Björns Anleitung für Montpellier gehalten und sind auf dem Place de la Comédie essen gegangen.


Von dort sind wir mit dem Petit Train zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gefahren.






Dann stand noch das Cachen auf dem Programm. Mit einem Spoilerbild konnte ich bei schlechtem GPS-Empfang schließlich doch noch einen Nanocache finden.


Jetzt sitzen wir gut gesättigt in einem thailändischen Restaurant, den vierten Platz am Tisch belegt Antjes Rucksack. Von hier werden wir sie nachher zum Zug bringen.

Anmerkungen von Jana:
(Ich habe den Flug immerhin nur KNAPP verpasst...).
Fun Facts:
Der Text des Blogs wird im text editor in html verfasst - war mir nicht klar! Und anscheinend ist meine Art die "br"s zu setzen "nicht sauber".
Papa ist Wort-technisch auf dem neuesten Stand und benennt die Fotos passend als "Selfies".
Der Einzug von Hashtags hat noch nicht stattgefunden. #letscheckthatagaininoneweek
Mir fehlen extrem viele Wörter im Französischen, Spanischen und Deutschen.
Achso, und Montpellier ist hübsch!

Freitag, 25. April 2014

Tag 70: Narbonne - Montpellier, 113 km

Heute früh hat es richtig gestürmt, ungefähr so wie am zweiten Tag in Cuxhaven. Beim Frühstück waren wir froh, dass wir einen Sturmkocher hatten. Wir mussten unsere Plastikteller festhalten, damit sie nicht vom Tisch flogen. Zum Glück kam der Sturm während der Fahrt meist von schräg hinten, aber die Passagen, bei denen er schräg von vorne kam, waren echt anstrengend.

Meine erste Pause habe ich im Zentrum von Narbonne gemacht. Als man vor einigen Jahren den Platz vor dem Rathaus neu pflastern wollte, entdeckte man unter dem Platz eine alte römische Straße. Jetzt hat man ein 10 mal 10 Meter großes Loch gelassen, in das man hinabsteigen kann, um auf dem alten Pflaster zu gehen.




Die Kathedrale von Narbonne hat man nie fertig gebaut. Es existiert nur der Chor mit einem angehängten Kloster, kein Hauptschiff. Bevor man aber die Bauarbeiten eingestellt hatte, waren schon zwei Seitenkapellen gebaut. Die stehen dort jetzt seit Jahrhunderten als isoliertes Mauerwerk!


Die Mittagspause habe ich in Béziers gemacht. Wenn man sich der Stadt nähert, sieht man zuerst die riesigen Veteidigungsanlagen und die Kirche.


Ich hielt das zunächst für den Stadtkern, aber die Stadtmitte liegt deutlich nördlich davon. Dort gibt es eine großzügige Allee wie die Rambla in spanischen Städten, auf der heute ein großer Blumenmarkt war.


Auf dem Platz vor dem Theater wunderte ich mich über ein hölzernes überlebensgroßes Kamel in einer Art Marionettengestell. Wozu das dienen sollte, war mir nicht klar. Es hat mich an die Tiere in La Roche sur Yon erinnert, nur fehlten hier die Steuerungshebel.


Ungefähr 30 Kilometer vor dem Ziel habe ich noch einmal auf einem Parkplatz Rast gemacht. Dort gab es eine gute Aussicht über das Bassin de Thau. Ich habe mich über die Gestelle im Wasser gewundert, vermutlich werden hier Austern gezüchtet.


Wir sind hier auf einem Zeltplatz in Lattes, einem Vorort von Montpellier. Es gibt sogar eine Straßenbahn, die hier vorbeifährt. Aber die Haltestellen sind schon ziemlich weit weg, so dass wir das nächstgelegene Restaurant aufgesucht haben. Piekfein und im Michelin-Führer erwähnt: Ich habe mich nicht getraut, mein Netbook auszupacken. An Antjes letztem Abend war das aber schon sehr passend.

Technische Anmerkungen:
Morgen ist ein Pausentag und deshalb bleibt das Tracking-Device ausgeschaltet.
Anmerkungen von Antje:
Es hat Spaß gemacht, Jan zu begleiten, auch wenn das Auto fahren mich immer mal wieder tierisch genervt hat. Trotzdem habe ich heute einen Abstecher nach Carcassonne gemacht, die befestigte Stadt. Die Cité ist wirklich und tatsächlich noch von einem Burggraben, einer Mauer und Wachtürmen umgeben. In der Hauptsaison muss da die Hölle los sein!

Das Restaurant war übrigens so fein, dass der Kellner mit ernstem Gesicht einen schön dekorierten Teller servierte und anschließend die übersichtlich angeordneten Speisen erklärte! Wäre nur schön gewesen, wenn ich wenigstens die Hälfte seines Textes verstanden hätte! Es war aber sehr lecker!

Morgen kommt Jana und dann wird sie euch mit Kommentaren beglücken. Tschüß!

Donnerstag, 24. April 2014

Tag 69: Villeneuve de la Raho - Narbonne, 106 km

Heute ging es auf einsamen Landstraßen durch die Weinberge der Region Languedoc-Roussignon. Das war landschaftlich super, eine tolle Radfahrstrecke. Aber Weinberge sind auch BERGE, ich habe heute mehr Höhenmeter bewältigen müssen als bei der Pyrenäen-Etappe. Jetzt bin ich im Departement de l'Aude und weiß endlich, woher der preisgünstige Aldi-Rotwein kam, den ich als Student immer getrunken habe.


Besonders gefallen hat mir die Abfahrt nach einem 250-Meter-Pass durch das Tal des Flusses Berre. Diese Abfahrt war sehr flach und erstreckte sich über mehr als 10 Kilometer, wobei das Tal manchmal eng wie eine Klamm wurde. Unterwegs in Durban-Corbiéres habe ich an der Burgruine einen Cache gesucht und gefunden.


Heute hat mich überraschenderweise Antje mehrfach mit dem Auto überholt und dann auf mich gewartet. Sehr praktisch, da kann man den vergessenen Pulsgurt anlegen und Cola Light nachtanken. Sie hatte sich als Zwischenziel das europäische Zentrum für Prähistorik in Tautavel ausgesucht, das hat sie auf diese einsamen Landstraßen geführt.

Beim Einkaufen hat Antje entdeckt, dass Ostersachen jetzt im Preis herabgesetzt sind. So sind wir dann doch noch zu einem Schokoladenosterhasen gekommen!


Wir sind hier an einem See (wieder ein See, also wieder Mücken!) in der Nähe von Narbonne. Dies ist ein Zeltplatz, bei dem jede Parzelle ihr eigenes Klohäuschen mit Dusche hat. Das habe ich bisher noch nirgendwo gesehen, aber es ist sehr praktisch.


Es gibt auch ein gutes Restaurant hier, wir testen es gerade aus. Ich habe Antje gerade zu einem Café Gourmand als Nachtisch überredet.


Und dann habe ich noch eine Ergänzung zu gestern: Ich habe tatsächlich eine Apfelbaum-Plantage gesehen. Daran sieht man, wie schnell sich die Landschaften ändern können!

Anmerkungen von Antje:
Tja, es ist mal wieder spät und ich habe eine halbe Flasche Rotwein intus. In dem Museum für Prähistorik hatte ich mir mehr Informationen zur Höhlenmalerei oder Bestattungsstätten erhofft, aber in dieser Gegend hat man die Verstorbenen anscheinend einfach nur aufgegessen und Höhlenmalerei war wohl nur verzichtbarer Tinnef. Aufgrund meines Museumsbesuchs bin ich aber weitgehend die gleiche Strecke gefahren wie Jan. Es waren Nebenstrecken und die Landschaft war wunderschön.

Morgen ist meine letzte Etappe, dabei habe ich inzwischen eine Routine entwickelt, was wo im Bus verstaut wird. Jan hat mein System verinnerlicht: Kaubares in der Kühlbox, Kekse, Knabberzeugs und Müsliriegel im Fahrradkorb. Am Ende der Tour könnte Jan über jede Begleitperson ein kleines Psychogramm schreiben!

Mittwoch, 23. April 2014

Tag 68: Cassá de la Selva - Villeneuve de la Raho, 107 km

Am Morgen konnte ich schon die schneebedeckten Berge der Pyrenäen sehen. Die Gipfel waren sogar noch in den Wolken. Wenn man weiß, dass es heute über die Pyrenäen gehen soll, wirkt das ziemlich bedrohlich.


Mit diesen Bergen verhielt es sich jedoch wie mit dem Scheinriesen bei Lukas, dem Lokomotivführer: Je näher man kam, umso weniger bedrohlich wirkten sie. Das lag einerseits daran, dass die hohen Gipfel von kleineren begrünten Höhenzügen verdeckt wurden. Und andererseits bin ich an den hohen Bergen einfach rechts vorbeigefahren, mein Pass hatte nur 300 Meter Höhe. Er führt durch das Tal des Llobregat hoch, das ist der Fluss, der in Barcelona seine Mündung hat. Oben steht eine alte Festung, von der man vermutlich zu beiden Seiten einen guten Blick hat.


Der Grenzort ist Le Perthus bzw. El Pertús auf Katalanisch. Er besteht aus 2 Teilen: Einem französischen Wohngebiet und einem spanischen Teil, in dem man steuerbegünstigt einkaufen kann. Die Grenze erkennt man nur daran, dass die Straße in die andere Richtung bergab geht. Die alte Grenzkontrollstelle ist außerhalb des Dorfes auf spanischer Seite.

Wir sind jetzt auf einem idyllisch gelegenen Zeltplatz an einem See mit Blick auf die Pyrenäen. Aber im Dunkeln hören wir doch wieder etwas Fluglärm, auch Perpignon hat einen Flughafen!


Da der Zeltplatz nur 7 Kilometer von Perpignan entfernt ist und ich heute schon vor 17 Uhr ankam (die Trackverfolger werden bemerkt haben, dass ich die Route auf der N-II um 15 Kilometer abgekürzt habe!), haben wir die Zeit zu einem Ausflug mit dem Auto in die Innenstadt genutzt. Perpignan war früher die Hauptstadt des Königreichs Mallorca und einige Gebäude sind aus dieser Zeit noch erhalten geblieben.


Und was ist mit dem St. Jordi-Tag? Wir haben heute tatsächlich am Straßenrand viele Rosenverkäufer gesehen. Und in Perpignan waren viele Bücherstände aufgebaut.


Uns selbst haben wir natürlich auch beschenkt. Auch wenn es auf den letzten Drücker - sprich kurz vor Ladenschluss - war. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass ich ein englisch-sprachiges Buch und Antje eine künstliche Rose bekommen hat - für Nomadencamper wie uns passt das aber wunderbar.


Technische Anmerkungen:
Das Tracking-Device hat nach 34 Etappen mal wieder gemeldet, dass es neue Batterien haben will. Wahrscheinlich bin ich jetzt schneller gefahren oder die Wetterbedingungen waren besser, dass es fast 2 Wochen länger durchgehalten hat als mit dem ersten Satz an Batterien.

Die französische SIM-Karte habe ich bei einem Besuch im SFR-Laden durch einen freundlichen Mitarbeiter aufladen lassen - hier klappt es also wieder mit UMTS!

Anmerkungen von Antje:
Der heutige Tag verlief doch tatsächlich nach Plan! Zuerst habe ich in Figueres das Dalí Museum besucht. Er hat das ganze Gebäude selber nach seinem Gusto gestaltet. Es gibt immer wieder überraschende Effekte beim Blick zur Seite oder nach oben. Bei einem Deckengemälde hatte man den Eindruck, unter einer Glasscheibe zu stehen, auf der Dalí und seine Muse Gala stehen. Der Perspektive entsprechend sind ihre Füße sehr groß und ihre Köpfe eher klein! Empfehlenswert! Obwohl, es gab auch viele Sachen, bei denen ich mich fragte, was der Künstler mir damit wohl sagen will.

Anschließend ging es für mich ganz bequem mit dem Auto in Richtung Perpignan. Auf dem Campingplatz konnte in der Gluthitze der Sonne endlich die große Putzaktion erfolgreich durchgeführt werden. Übrigens fallen mir jetzt die spanischen Vokabeln ein, die ich aber nicht mehr brauche!

Dienstag, 22. April 2014

Tag 67: Gavá - Cassá de la Selva, 122 km

Heute war das Wetter ziemlich durchwachsen. Es sah früh schon nach Regen aus, aber der kam erst richtig am Nachmittag. Etwa ein Drittel der Strecke musste ich meine Regenjacke anziehen. Wenn das Wetter schon nicht so gut war, dann war obendrauf die Strecke eigentlich noch schlimmer. Zunächst hat mich die Google-Maps-Planung durch den Hafen von Barcelona führen wollen, wo ich nur als LKW durchgekommen wäre. Ich musste 2 Kilometer zurück und ins Zentrum von Barcelona fahren, um an der Plaça Espanya neu anzusetzen. So bin ich die Granvia längsgefahren, die zu einem großen Teil auch einen schönen Radweg hat.


Die Radwege hören aber an schwierigen Stellen wie z. B. Kreisverkehren oder Bushaltestellen plötzlich auf. Das tun sie durch das Ende der speziellen Pflasterung verbunden mit einem weißen Strich und einem Vorfahrt-gewähren-Zeichen, die beide auf den Weg gemalt sind. Man kann dann sehen, wie man sich in den Verkehr wieder einordnet. 150 Meter später auf der anderen Seite der Problemstelle geht der Radweg dann weiter. Das ist nervig, vor allem wenn man die Strecke zum ersten Mal fährt. Am besten heftet man sich an die Fersen eines einheimischen Radlers, der weiß wo die fiesen Bordsteinkanten sind und wie man die Kreuzung am schnellsten überquert. Der Umweg über das Zentrum hatte immerhin den Vorteil, dass ich an einigen Wahrzeichen von Barcelona vorbei gekommen bin, die ich bisher noch nicht gesehen hatte.





In Badalona, dem nördlichen Vorort von Barcelona, wurde ich durch geschmückte Straßen daran erinnert, dass morgen der St. Jordi-Tag ist. St. Jordi (der heilige Georg) ist der Schutzheilige von Barcelona und an diesem Tag schenken die Männer den Frauen eine rote Rose und die Frauen den Männern ein Buch. Es gibt in den Bäckereien aber auch St.-Jordi-Brot zu kaufen usw.

Nachdem ich den kreuzungsreichen Verkehr von Barcelona hinter mir gelassen hatte, habe ich mir erst einmal ein Mittagessen gegönnt (gebratene Calamares, lecker!).


Ich war jetzt auf der Straße N-II gelandet. Radfahren ist hier zwar erlaubt, aber nicht empfehlenswert. Die Straße ist abwechselnd 3- und 4-spurig und der Randstreifen verschwindet manchmal völlig. Auf der linken Seite der Straße liegen die Ortschaften und auf der rechten Seite die Bahnlinie und dahinter der Strand. Eine durchgehende Strandpromenade gibt es aber nicht und damit auch keine wirkliche Ausweichmöglichkeit. So ging das für fast 30 Kilometer, dann ging es kurz vor Lloret de Mar in die Berge. Aber auch dieser Abschnitt war immer noch stark befahren.

Und plötzlich sagt die Planung dann: Hier rechts in den schmalen Feldweg abbiegen! Da zwei Kilometer weiter laut Karte ein echtes Autovia-Problem drohte, habe ich der Planung vertraut. Diesmal wurde ich belohnt, denn auf Feldwegen und kleinen Straßen wurde ich zum Zielort geführt. Hier sieht es aus wie im Mittelgebirge oder in manchen Abschnitten der Bretagne: Felder und bewaldete Höhenzüge. Irgendwie mutet das gar nicht mehr spanisch an, aber Spanien ist ja auch bald zu Ende.


Heute übernachten wir übrigens in einer Pension, weil der vorgesehene Zeltplatz geschlossen war. Das ist sogar günstiger als eine Zeltplatznacht in Gavá!

Anmerkungen von Antje:
Heute war so ein Tag nach dem Motto: Der Mensch denkt, Gott lenkt! (Ich wollte fast schreiben das Navi lenkt!) Zuerst führte mich das Navi quer durch Barcelona, was ich nicht so prickelnd fand. Dann wollte ich möglichst früh auf dem Campinglatz sein, weil ich noch einen Busputztag einlegen wollte, aber der Campingplatz sah verwahrlost und verlassen aus. Also erstmal suchen, ob es einen anderen Campingplatz in der Nähe gibt. Am Ende wurde es eine Pension. Da es sich nicht gut macht, auf einem öffentlichen Parkplatz bei Regen einen Bus vollständig auszuräumen und zu putzen, kommen wir jetzt zur guten Nachricht: Ich bin in meinem Buch sehr viel weitergekommen!

Montag, 21. April 2014

Tag 66: Pausentag - Montserrat

Heute früh mussten wir das Leberwurstglas geschlossen halten, denn sonst hätte es dort richtig reingeregnet. Wir saßen beim Frühstück hinten auf der Ladekante des Autos und waren so wenigstens mit dem Oberkörper im Trockenen. Der Kaffee und der Tee wurden aber ordentlich durch Regenwasser verdünnt. Naja, sooo schlimm war es nun auch wieder nicht, aber gemütlich ist was anderes. Montserrat war für heute angesagt und da haben wir uns trotz des miesen Wetters dran gehalten. Und das war gut so, denn immer wieder riss die Wolkendecke auf und gab den Blick auf das Tal frei.


Wir sind mit dem Auto hingefahren, aber Montserrat kann man auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen: Bahn ab Plaça Espanya und dann entweder Zahnradbahn oder richtige Seilbahn. Und wenn dort oben schon zwei Bahnen ankommen, dann gehen dort auch noch zwei weitere Standseilbahnen ab, die kleinere Bergkapellen erschließen. Hier gibt es also so eine Art Hauptbahnhof für Bergbahnen!


Das Kloster geht der Sage nach auf eine Begebenheit aus dem Jahre 888 zurück, wurde aber erst im 15. Jahrhundert richtig groß. Zu Napoleons Zeiten wurde es vollständig zerstört, d. h. die Bauten sind alle im späten 19. Jahrhundert restauriert worden. Eigentlich fanden wir, dass das alles noch viel neuer aussieht.


Es gibt hier eine Quelle mit Wasser des Lebens. Antje und ich haben daraus getrunken, andere haben sich ganze Flaschen mit dem Wasser abgefüllt.


In die Schlange für die größte Sehenswürdigkeit hier, die Marienstatue, haben wir uns nicht eingereiht. Stattdessen haben wir eine Fahrt mit der Standseilbahn ein paar hundert Höhenmeter nach oben mitten in die Wolkendecke gemacht.


Die Aussicht oben war ziemlich neblig, aber einmal konnte man das Kloster doch erkennen.


Jetzt sind wir wieder zurück auf dem Zeltplatz, wo inzwischen die Sonne scheint. Die Wolken sind irgendwo in den Bergen, wo wir gerade herkommen. Am späten Nachmittag haben wir zusammen eine gute Flasche Rotwein getrunken und jetzt geht das Bloggen und das Planen der weiteren Tour recht leicht von der Hand.


Anmerkungen von Antje:
Holladiewaldfee, es ist noch nicht einmal dunkel und ich habe richtig einen im Tee vom Rotwein! Montserrat war wirklich beeindruckend! Inzwischen habe ich mich in den Bus verzogen und lese in meinem zweiten mitgebrachten Buch. Was für ein schöner Tag!