Samstag, 31. Mai 2014

Tag 106: Hochzeitsfeier von Vera und Martin

Heute sind wir mit der gesamten Familie nach Kiel gefahren, um zusammen mit Vera und Martin ihre Hochzeit zu feiern. Erste Station war aber ein Besuch bei meiner Schwiegermutter im Altenheim, schließlich hatte ich sie schon über 3 Monate lang nicht gesehen.


Wir haben sie mit einem als Buch gebundenen Ausdruck der Blog-Posts bis einschließlich Rimini überrascht. Das war ein voller Erfolg! Wer übrigens gerne den Blog inklusive Kommentare in zeitlich aufsteigender Reihenfolge lesen will, kann sich das entsprechende PDF hier herunterladen (ca. 40 MB).


Die Feier fand in Möltenort an der Kieler Förde statt. Wir haben bei gutem Essen diese gesellige Runde sehr genossen. Es ist schön, wenn so eine Feier eine runde Sache ist, bei der einfach alles klappt. Zwischen Mittagessen und Kaffee wurden wir sogar von einem Dudelsackspieler unterhalten - das Brautpaar will am Montag ja zur Hochzeitsreise nach Schottland aufbrechen.


Für mich war es auch besonders schön, einmal wieder die ganze Familie beieinander zu haben. Auf der Dampferbrücke in Möltenort konnten wir eines der seltenen Fotos machen, auf denen wir alle drauf sind. Auch wenn es ziemlich windig war und mein Jackett und meine Hose ganz schön schlottern, da ich 20 Kilogramm abgenommen habe.


Morgen geht es ganz früh mit einem Direktflug wieder nach Krk und ich habe eine Etappe von ca. 100 Kilometern eingeplant.

Technische Anmerkungen:
Ein neues Hinterrad inklusive Reifen ist schon verpackt und steht bereit.


Ich habe mir eben noch eine billige kleine USB-Maus gekauft, um bei einem überhitzten Touchpad mit dem Netbook weiterarbeiten zu können. Bisher habe ich dann immer angefangen, das Touchpad durch Pusten zu kühlen. Also habe ich jetzt eine "Pusten-Vermeiden-Maus"!

Freitag, 30. Mai 2014

Tag 105: Kurzreise nach Hause über Stockholm

Die Reise mit Taxi, Flugzeug, Bus und Arlanda-Express hat bisher super geklappt. Sogar für einen Cache am Stockholmer Hauptbahnhof hat die Zeit noch gereicht! Ich sitze jetzt schon am Gate für den Flug nach Hamburg und habe noch eine halbe Stunde Zeit. Die Reisezeit habe ich dazu genutzt, endlich einmal mit dem Buch zu beginnen, das ich von Antje zum St.-Georgs-Tag geschenkt bekommen habe. Das ist mal etwas anderes als der albanische Sprachführer, der ansonsten jetzt meine Lektüre ist.

Heute gibt es ausnahmsweise mal keine Bilder, wer will schon Stockholm im Regen sehen? Trotzdem war es für mich schön, am Fridhelmsplan aus dem Bus heraus die Jugendherberge wiederzusehen, in der ich vor 4 Jahren übernachtet habe. Das erinnert mich daran, dass ich immer nochmal mit Dörte hierher kommen wollte - aber nicht im Regen!

Technische Anmerkungen:
Mit dem Tracking-Device hat es in Bus und Zug nicht so gut funktioniert. Man konnte nur sehen, dass ich gut in Skavsta gelandet bin. Ich hatte es an den Gürtel gehängt, weil ich das Gerät auch nicht dauernd krampfhaft ans Fenster halten wollte. Dort waren die Satellitensignale wohl zu schwach.

Als Ergänzung zu den Anmerkungen von gestern kann ich noch erzählen, dass Bierdosen nur einem endlichen Druck standhalten. Offensichtlich habe ich beim Stopfen der Fahrradgepäcktasche diesen Druck überschritten, ich fand jedenfalls gestern Abend beim Öffnen eine leere Bierdose mit Loch in der Seite und einen ziemlichen Gestank vor. Eigentlich war aber alles ganz trocken, denn das Bier ist vor allem vom Gewebe und den Polstern des Rucksacks aufgesaugt worden. Gelüftet habe ich den Rucksack gestern noch, aber er muffelt noch ziemlich. Trotzdem musste ich ihn jetzt als Handgepäck mitnehmen.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Tag 104: Opicina - Omišalj, 113 km

Heute hatte ich mir viel vorgenommen und trotz einiger Pannen habe ich inzwischen eigentlich alles auf die Reihe bekommen. Als Erstes musste ich natürlich einen Briefkasten finden, da auf den Postkarten ja schon italienische Marken klebten und die Grenze nicht mehr weit war (nur 13 km).


Slowenien gefällt mir sehr gut: Die Landschaft ist ein wenig wie bei uns in den Mittelgebirgen, ziemlich dicht bewaldete sanfte Hügel. Es gibt aber einen Unterschied in diesem Karstgebirge: Es fehlen die langen Flusstäler. Der bedeutendste Fluss fließt hier unterirdisch auf 12 Metern Höhe über NN. Statt der Täler findet man Landschaftsformationen, die aussehen wie Bombentrichter. Meist dürften das eingestürzte Karsthöhlen sein.


Eigentlich kam ich ganz gut voran, bis mir bei einem Schaltvorgang die Kette vorne auf das Tretlager abgerutscht ist und sich dort massiv verklemmt hat. Ich musste alles Gepäck abladen, um die Panne beheben zu können.


Die Mittagspause wollte ich eigentlich in einer Raststätte kurz vor der Grenze nach Kroatien machen. Die hatte geschlossen - das war aber auch nicht schlecht: Ich konnte Stühle und Tische für ein bequemes Picknick nutzen.


Kurz danach kam dann die Grenze zu Kroatien. Da dieses Land noch nicht dem Schengen-Abkommen beigetreten ist, gab es auch richtige Grenzkontrollen. Bisher hatte ich Kontrollen nur bei der Ein- und Ausreise nach Marokko und Gibraltar.


Das Wetter wurde schlechter und zeitweise hat es auch richtig fies geregnet. Als dann die Sonne wieder rauskam, konnte ich die Brücke zum Ziel meiner heutigen Etappe sehen: Die Brücke nach Krk. Sie kostet übrigens Mautgebühren, aber als Radfahrer wird man einfach durchgewunken.


Einmal auf der Insel angekommen, darf das Bild mit dem Blick aufs Festland im Hintergrund natürlich nicht fehlen.


Morgen werde ich zu einem sehr kurzen Heimatbesuch aufbrechen und Sonntag früh ab hier wieder weiterradeln. Ich hatte deshalb das Zimmer für 3 Nächte gebucht, aber wahrscheinlich brauche ich nur eine Nacht zu bezahlen und morgen wird das Gepäck irgendwo sicher verstaut. Das Taxi zum Flughafen (1,5 km Luftlinie entfernt) ist jedenfalls schon bestellt.

Technische Anmerkungen:
Heute gibt es viele davon:

Das Tracking-Device wird morgen angeschaltet und wird komische Werte anzeigen. Ich fliege nämlich nach Stockholm Skavsta (Ankunft 12:35 Uhr) und muss dann mit Bus und Zug nach Stockholm-Arlanda, um den Flug um 17:30 Uhr nach Hamburg zu bekommen. Das ist nicht viel Zeit, weil die Entfernung ziemlich groß ist!

Ob ich während des Heimaturlaubs blogge, weiß ich noch nicht. Vielleicht gibt es da auch einen Tag Pause!

Ich habe eine kroatische SIM-Karte gekauft und in meinem UMTS-Stick auch schon zum Laufen gebracht. Ich blogge jetzt darüber, weil das Wifi nur in die teuren Hotelzimmer reicht!

Ich habe die Reifen von Vorder- und Hinterrad wieder zurückgetauscht. Wenn ich am Sonntag mit einem neuen Hinterrad hier ankomme, dann kann ich es wie die Rennradfahrer machen: In 5 Sekunden das Rad wechseln und weiterfahren. Und dann behalte ich den noch gut erhaltenen Reifen und nutze ihn vorne.

Zu guter Letzt bin ich noch Opfer der fiesen Samsung SIM-Lock-Sperre geworden. Das neue Smartphone hat gerade mal drei Anrufe lang funktioniert und dann das Telefonieren und SMSen verweigert. Ohne jede Fehlermeldung! Irgendwann fiel mir dann dieses Thema wieder ein: Ein in Italien gekauftes Samsung-Smartphone soll auch mit einer italienischen SIM-Karte versehen werden. Erst wenn man 5 Minuten mit einer italienischen SIM-Karte telefoniert hat, dann funktionieren auch SIM-Karten aus anderen Ländern. Blöde Technik, aber jetzt scheint alles gut zu sein, denn ich konnte die italienische SIM-Karte aus meinem UMTS-Stick nutzen! Aber das Laden, das funktioniert von meiner Batterie-USB-Stromversorgung nicht. Es geht nur an der Steckdose - trotz Micro-USB-Anschluss!

Mittwoch, 28. Mai 2014

Tag 103: Pausentag bei Triest

Die Nacht verlief nach dem Regen gestern abend doch erstaunlich ruhig und erholsam. Der Schlafsack war schließlich trocken geblieben und als ich die noch halbnassen Sachen erst einmal ausgezogen hatte, wurde mir auch wieder warm. Heute früh habe ich den Klamotten dann 30 Minuten Zeit im Trockner spendiert - trocken waren sie danach aber immer noch nicht. Im Laufe des Tages ist aber inzwischen fast alles getrocknet.


Die Suche nach dem Fahrradmechaniker war insofern erfolgreich, als er spontan mein Fahrrad einspannte und sich an die Arbeit machte. Leider hat er trotz des passenden Werkzeugs die Shimano-Zahnradkassette am Hinterrad nicht abbekommen. Nach einer halben Stunde bekam ich das Fahrrad wieder, musste auch nichts bezahlen, aber war nicht schlauer, was ich jetzt machen sollte. Inzwischen habe ich mit dem Fahrradhändler meines Vertrauens in Hamburg geklärt, dass ich ein komplettes neues Hinterrad am Sonntag beim Rückflug meines Heimaturlaubs mitnehmen kann. Das erschlägt dann gleichzeitig die Unsicherheit, ob die Speichen halten, und einen neuen Reifen kann ich auch gebrauchen.

Das zweite Problem des Tages war mein Smartphone. Was nützt ein Telefon mit Touchbedienung, wenn das Touchen nicht mehr funktioniert? Ich konnte den Bildschirm nicht einmal mehr entsperren! Eigentlich hatte ich für solche Fälle ein Ersatzhandy mitgenommen, aber das hat Jana versehentlich nach London mitgenommen. Nach einigem Hin und Her und mehreren Trocknungsversuchen des Smartphones in der Sonne habe ich mir für 79 Euro ein neues Billig-Smartphone gekauft. Erst dann konnte ich Dörtes Schwester Vera anrufen und zur standesamtlichen Trauung gratulieren. Ich wünsche Martin und Vera von hier alles Gute! Wir sehen uns am Samstag auf der Feier!

Bei soviel Hin und Her blieb trotzdem Zeit für Besichtigungen. Na, eigentlich nicht Besichtigungen, sondern Versuche einen Cache zu finden. Es war wie verhext, ich habe fünf Caches hintereinander nicht finden können! Dafür bin ich aber z. B. zum Kastell hochgestiegen, was ich sonst wahrscheinlich nicht gemacht hätte.


Bei der Suche nach den Caches habe ich ein Plakat gesehen, dass genau in dieser Woche das Fahrrad von Fausto Coppi aus dem Jahre 1958 ausgestellt wird. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Damals war das der neueste Stand der Fahrrad-Technik!


Am Nachmittag bin ich dann - diesmal im Sonnenschein - die 370 Höhenmeter wieder nach oben auf den Berg geradelt. Dort habe ich kurz verschnauft und mich dann entschlossen, noch einmal zur Grotta Gigante zu fahren. Auf dem Weg kam ich zunächst an der Endstation der Straßenbahn vorbei. Gestern Abend habe ich mir die Geschichte dieser Straßenbahn erzählen lassen: Seit Maria Theresias Zeiten ist sie über 100 Jahre lang problemlos gefahren, bis irgendwann den Anwohnern die Schienengeräusche zu laut waren. Daraufhin hat man die Schienenstöße miteinander verschweißt, um ein gleichmäßigeres Rollen zu bekommen. Die Wärmeausdehnung im Sommer macht aber nun Probleme und führt zu Schienenverwerfungen, die schon zu Unfällen geführt haben. Der Wiedereröffnungstermin scheint konstant einen Monat in der Zukunft zu liegen und sich entsprechend regelmäßig zu verschieben.


Der Besuch der Grotte hat sich auch gelohnt. Ich bekam eine Einzelführung, weil niemand anderes zur 17-Uhr-Führung erschien. Die Höhle ist von den Tropfstein-Formationen her sicher nicht besonders, beeindruckt aber sehr durch die Höhe ihrer Kammer. Man nutzt das auch für seismische Messungen, weil man wohl relativ selten so große unterirdische freie Höhen hat. In der Mitte sind zwei Plastikrohre, die die Drähte von zwei senkrecht zueinander angeordneten Pendeln vor Wind und Wasser schützen. Die Instrumente sind so genau, dass sie die jährlich wiederkehrenden Felsbewegungen wegen der Schneeschmelze in den Alpen aufzeichnen können!


Technische Anmerkungen:
Morgen verlasse ich Italien, es ist sogar ein Dreiländertag. Ob das Blogschreiben weiter so regelmäßig klappt, muss ich dann erst einmal sehen.

Dienstag, 27. Mai 2014

Tag 102: Caorle - Opicina, 111 km

Der Zeltplatz in Caorle hat mir wegen der Camping-Nachbarschaft und der Freundlichkeit des Personals besonders gefallen. Bisher hatte ich es auf dieser Tour noch nicht erlebt, dass man abends Stühle und Tische auf den Weg stellt und in gemeinsamer Runde seinen Wein trinkt. Ich stieß allerdings leider erst sehr spät dazu, weil ich vorher vier Hefeweizenbiere lang in der Bar meine Planung vorangetrieben habe. Dort war eine Steckdose für mein Netbook!

Heute beim Frühstück hatte ich eine Auseinandersetzung mit einem Spatzen. Er war scharf auf meine Brötchenkrumen und ging sehr frech zur Sache. Irgendwann war ich abgelenkt durch ein Gespräch mit dem Campingnachbarn und das hat dieser kleine Schelm sofort ausgenutzt und zog mit seiner Beute von dannen. Es sei ihm gegönnt.

Die Strecke war heute 88 Kilometer lang wieder sehr flach. Doch dann tauchten sie plötzlich auf, diese Gebilde, deren Existenz ich schon völlig verdrängt hatte: Richtige Hügel!


Heute ging es noch ganz langsam bergauf, das wird bei den nächsten Etappen schlimmer werden. Es ging aber immerhin hoch bis zu einem Zeltplatz auf 370 Meter Höhe in Opicina, einem Vorort von Triest.


Weil es heute so gut gerollt hatte, bin ich wieder früh angekommen. Das wollte ich ausnutzen, um möglichst heute noch mein Fahrrad bei einer Werkstatt abzugeben. Dieses Unterfangen ist aber schwieriger als gedacht, zwei Fahrradläden haben die Reparatur nicht angenommen und der dritte Laden hatte schon zu. Ich muss also die 8 Kilometer heute Abend wieder hochradeln und es morgen früh nochmal probieren.

Im Moment sitze ich in einem Straßencafé auf der Via XX Settembre, so etwas wie der Rambla in Barcelona. Hier habe ich 1980 bei meiner damaligen Radtour schon mal gesessen und es wahnsinnig genossen, aus dem damals armseligen Osten wieder in den reichen Westen gekommen zu sein. Heute werden die Unterschiede sicher nicht mehr so groß sein!


Eine Enttäuschung habe ich aber auch schon erlebt: Die Opicina-Straßenbahn fährt nicht. Das hatte ich für den Pausentag eigentlich fest eingeplant. Schade!

Technische Anmerkungen:
Morgen ist ein Pausentag und das Tracking-Device bleibt ausgeschaltet.


Nachtrag:
Inzwischen bin ich die 8 Kilometer bergauf geradelt. Zuerst nieselte es, aber der Regen und das Gewitter wurden immer stärker. Die am Zeltplatz zum Trocknen aufgehängte Wäsche war schon mal nass. Dann wurde der Regen heftiger und es kam kurz vor Erreichen des Zeltplatzes sogar zu Hagelschauer mit richtig fiesen Körnern. Völlig durchnässt kam ich in der Bar des Zeltplatzes an und habe mir erst mal eine heiße Schokolade machen lassen.


Jetzt sitze ich hier bei der Disziplin, die Dörte nicht so gerne mag: Klamotten in der Bar trocken sitzen. Immerhin habe ich schon einmal kurz das Zelt gecheckt: Der Schlafsack ist noch trocken. Und ich bin inzwischen von heißer Schokolade auf Bier umgestiegen, d. h. die Klamotten haben nur noch eine Restfeuchte von 35%. Ich habe hier nette Italiener getroffen, die mir im Notfall sogar ein neues Zelt und einen Schlafsack zur Verfügung gestellt hätten. Bei so vielen netten Leuten kann eigentlich nichts Schlimmes passieren!

Montag, 26. Mai 2014

Tag 101: Oriago - Caorle, 65 km

Heute früh musste ich das Zelt bei leichtem Nieselregen abbauen. Bei 21 Grad Celsius war es aber so schön warm, dass ich gar nicht über Regenklamotten nachgedacht habe. Und nach zwei Stunden wurde das Wetter dann auch wieder sonnig.

Die Strecke war in Mestre, der Vorstadt von Venedig, und auf circa 10 Kilometern hinter dem Flughafen nicht so schön: Viel Verkehr, vierspurig ausgebaut, kaum Randstreifen. Ansonsten ging es aber ganz gut, es war natürlich alles flach. In Mestre sind mir neu eingebaute Schienen in der Straße aufgefallen: Nur eine Mittelschiene! Eine einspurige Straßenbahn? Ich habe es gegoogelt: Es handelt sich um ein Translohr-System, welches hier bereits in Betrieb ist und jetzt erweitert wird. Im Prinzip sind das Oberleitungsbusse, die an eine Schiene gebunden sind. So eine Art Straßenbahn auf Gummireifen.


Heute war eine sehr kurze Etappe, weil die Distanz zu Triest mangels anderer Zeltplätze nicht anders aufzuteilen war. Ich kam daher schon kurz nach Mittag an und habe schnell mein Zelt aufgebaut. Und bin prompt von den Campingnachbarn zu Tee und Kuchen eingeladen worden.


Technische Anmerkungen:
Übermorgen beim Pausentag in Triest muss ich mich doch ein wenig um das Fahrrad kümmern und eine Werkstatt aufsuchen. Das Lager des Hinterrades zeigt schon wieder etwas Spiel, das Einstellen in Sanremo hat also nur für knapp 2500 Kilometer gehalten. Das lasse ich besser vor dem Balkan noch einmal machen! Vielleicht hätte ich ja doch eine Kettenpeitsche mitnehmen sollen. Kriegt man die eigentlich im Handgepäck beim Flugzeug mit?

Sonntag, 25. Mai 2014

Tag 100: Lido di Pomposa - Oriago, 98 km

Die erste Nacht wieder im Zelt war natürlich nicht so bequem wie auf der Matratze im Auto, aber es war schon ganz OK. Ich hatte ja auch genug Bier getrunken, nachdem das Championsleague-Finale in die Verlängerung gegangen war.

Die Strecke heute folgte fast ausschließlich der Straße SS 309, die von Ravenna nach Venedig führt. Man darf sie als Radfahrer überall befahren (bisher jedenfalls!) und es gibt auch kaum eine Alternative dazu. Der Randstreifen ist breit und der Verkehr ist erträglich. Landschaftlich ging es durch die Po-Ebene, d. h. alles war flach und es gab viele Brücken über Kanäle und Flüsse, unter anderem vier Mündungsarme des Po, die Etsch und die Brenta.


Danach führt die Straße kilometerlang auf einem Damm durch eine Lagune. Auch dort gab es circa sechs Brücken und die hatten auch alle Namen von Knälen oder Flüssen.


Ich war früh am Zeltplatz und direkt vor dem Eingang fährt ein Bus nach Venedig ab. Für 2,60 EUR nach Venedig hin und zurück, das habe ich natürlich gemacht. Obwohl ich ein sehr gespaltenes Verhältnis zu dieser Stadt habe, denn 1980 kam ich schon mal mit vollbepacktem Fahrrad am Markusplatz mit der Fähre an. Damals musste ich mein Fahrrad bis zur Piazza Roma schieben und über zig Brücken tragen. Ich habe immer noch das Gelächter der Touristen in den Ohren, als ich das Fahrrad über die Rialtobrücke trug!


Heute war ich aber selber Tourist und hatte diese Probleme nicht. Ich bin ohne großen Plan bis zum Markusplatz geschlendert und habe auf dem Rückweg die Rialtobrücke gesucht. Dabei kamen dann die Erinnerungen von 1980 wieder hoch! Insgesamt macht die Stadt heute aber einen viel saubereren Eindruck als damals.


Inzwischen habe ich auch mit Dörte telefoniert: Sie ist gut wieder in Reinbek angekommen. Unsere Tochter Beke ist am Samstag mit dem Zug nach Innsbruck gefahren und gemeinsam war die Rückfahrt von Innsbruck nach Reinbek gar nicht so stressig. Danke Beke!

Technische Anmerkungen:
Heute wurde ein kleines Experiment abgeschlossen: Durch Zufall hatte ich lange den Tageskilometerzähler des GPS-Gerätes nicht zurückgesetzt. Ich habe mich dann entschlossen einmal auszuprobieren, was passiert, wenn der Zähler 10.000 Kilometer überschreitet. Seit heute weiß ich das Ergebnis: Die Anzeige bleibt einfach leer. Das sind übrigens nicht alles Fahrradkilometer, dieses Jubiläum lässt noch ein paar Tage auf sich warten.

Die Italiener lieben offensichtlich Breitengrade. Ein kleines Schild zeigte heute den 45. Breitengrad an. Ich bin jetzt also wieder näher am Nordpol als am Äquator, aber nicht für lange!



Samstag, 24. Mai 2014

Tag 99: Torre Pedrera - Lido di Pomposa, 98 km

Heute früh hieß es Abschied nehmen vom Auto und von Dörte. Ersteres bedeutet, dass ich jetzt wieder mit großem Gepäck fahre, was mich 2-4 Stundenkilometer im Tempo kostet. Das Fahrrad fährt sich auch ganz anders und ich muss mich daran erst wieder gewöhnen. Letzteres ist natürlich viel schlimmer, deshalb gab es zum Abschied auch einen sehr langen Kuss. Irgendwie ist es jetzt doch schön, dass ich demnächst ein paar kurze Heimatbesuche habe, dann sehe ich Dörte schneller wieder!


Auf dem Weg kam ich am Meeresmuseum von Cesenatico vorbei. Im Kanal vor dem Museum haben sie historische Schiffe, die in der Adria verwendet wurden, ausgestellt. Und bei gutem Wetter spannen sie auch die Segel auf!


Die erste längere Pause (meine Standard-Bananen-Pause bei Kilometer 24 ;-)) habe ich in Cervia gemacht. Dort hat mich ein Cache in einen schönen Park geführt, der die Vergangenheit als Salinenstadt darstellen soll. Ein schwebendes Mosaik soll einen fliegenden Teppich mit zwei Salzbergen drauf darstellen.


Den ganzen Tag über hatte ich heute Probleme mit dem Weg, weil ich nicht wie vorgesehen auf der SS 16 fahren durfte. Da war ich dankbar über eine Fahrradausschilderung nach Ravenna. Der bin ich dann zunächst blind gefolgt und nach 5 Kilometern kam ich an derselben Stelle, nur in der anderen Richtung wieder vorbei! Ab dann habe ich doch mehr auf den Sonnenstand geachtet!


Plötzlich war er wieder da, der schöne Blütenduft, den ich die letzten beiden Tage auf dem Campingplatz schon genossen hatte. Was das für ein Baum war, konnte ich allerdings nicht identifizieren. Immerhin habe ich ihn jetzt fotografiert. Die Blätter sind ähnlich wie bei Olivenbäumen und die Blüten sind sehr klein und weiß.


Bevor ich Ravenna erreichte, musste ich noch einen zweiten Umweg machen. Aus der Radfahrwegweisung wurde eine Wegweisung für Mountainbikes. Erkennbar war das daran, dass auf den Schildern jetzt auch Bäume abgebildet waren und der Weg zu einem 30 cm breiten Trampelpfad wurde. Ravenna mit seinen historischen Bauten hat mir gut gefallen.


Hier gibt es eine ganze Reihe von Kanälen und Flüssen, die ich kreuzen muss. Bei den meisten sind wieder diese stationären Netze installiert. Heute sah ich ein Netz mit einem Fischreiher drauf, der dann den einzigen gefangenen Fisch dem Fischer vor der Nase wegschnappte. Warum gibt das nur so viele dieser Netze, das kann sich doch nicht lohnen oder?


Der Zeltplatz liegt wieder am Strand. Die Strände sind hier quadratisch, praktisch und streng geregelt, genauso wie bei Rimini. Mit einbetonierten regelmäßig angeordneten Sonnenschirmständen.


Technische Anmerkungen:
Heute hat das Tracking-Device mal wieder neue Batterien gefordert, das ist jetzt der vierte Satz. Und am Fahrrad habe ich den vorderen Umwerfer ausgerichtet und justiert, bei einigen Gängen schrabbte die Kette daran entlang.

Freitag, 23. Mai 2014

Tag 98: Pausentag bei Rimini

Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir nach San Marino aufgebrochen. Unterwegs haben wir in einem Copy-Shop einen Ausdruck einer RyanAir-Bordkarte machen lassen. Klingt einfach, aber laut Google Maps ist das der einzige Copyshop im Umkreis von 40 Kilometern. Zum Glück lag er auf dem Weg!

In San Marino waren wir vor zwei Jahren schon einmal, allerdings in einer sehr gehetzten Stimmung, weil wir mit dem Mietwagen wieder rechtzeitig in Ancona sein mussten, um mit unserem Kreuzfahrtschiff weiterzureisen. Diesmal hatten wir alle Zeit der Welt und das haben wir sehr genossen. Und diesmal hatten wir auch keinen Nebel und konnten die fantastische Aussicht genießen!


Außerdem haben wir den Cache gefunden, den wir vor 2 Jahren vergeblich gesucht hatten. Anschließend haben wir ein paar Fotos vor dem Palast gemacht.


Eigentlich war damit mein Tagesziel schon erreicht, jetzt war Dörte dran. Beim Schaufensterbummeln habe ich aber so gestört, dass ich auf einer Bank abgesetzt wurde. Neben mir saß noch so ein Ehemann, der beim Schaufensterbummeln störte. Gegenseitig haben wir unser Leid geklagt, doch er hatte seine Frau besser unter Kontrolle: Geld und Kreditkarte hatte er und nicht seine Frau!

Nachdem Dörte mit vollen Einkaufstüten wiederkam, sind wir zum Zeltplatz gefahren. Dort stand das Umpacken an, denn morgen muss ich ja wieder mit großem Gepäck fahren. Einerseits bin ich sehr traurig, dass Dörte mich morgen verlässt, und andererseits hat es auch was, sein Gepäck wieder selbst zu transportieren. Dann muss man bei den Radwanderern, die man unterwegs trifft, nicht so umständlich erklären, wieso man mit nur einer Packtasche radelt!

Anmerkungen von Dörte
Volle Einkaufstüten ist ein Scherz. Ich habe mich auf zwei Handtaschen beschränkt. Auffallend war, dass die Verkäuferinnen fließend Russisch konnten. Die Anzahl der russischen Touristen ist offensichtlich sehr gestiegen!

Technische Anmerkungen:
Dass ich in San Marino im Ausland war, merkte ich auch daran, dass meine italienische SIM-Karte nicht funktionierte!

Donnerstag, 22. Mai 2014

Tag 97: Senigallia - Torre Pedrero, 89 km

Ich beginne mal mit einem Nachtrag zu gestern Abend: Restaurants auf Campingplätzen müssen nicht immer schlecht sein. Gestern sind wir ausgezeichnet bekocht worden und es war dazu noch sehr günstig. Diese Vorspeise mit Schinken, Ruccola und Parmesan war einfach köstlich. Wer hier also vorbeikommt: Camping Cortina, aber nur dort Essen, denn der Zeltplatz ist einfach zu laut wegen der Züge.

Heute war eine kurze Etappe, die trotzdem lange gedauert hat wegen der vielen Pausen. Die erste Pause machte ich in Senigallia nach wenigen Kilometern, um einen Cache zu suchen. Der war an der Mole und dort konnte ich endlich einmal live beobachten, wie das mit dem Fischen mit den großen stationären Netzen geht. Da steht man und wartet, bis ein Schwarm Fische über dem Netz ist, dann lässt man es per Motor hochziehen und sammelt dann die Fische mit einem Käscher ein. Die meiste Zeit wartet man - kein Beruf mit Zukunft!


Senigallia hat einige sehr hübsche Ecken, zum Beispiel einen Blumenmarkt auf dem Forum.


Dann ging es weiter auf der SS 16 (Adriatica), immer geradeaus und rechts daneben die Bahnlinie. In Fano machte die Straße plötzlich einen Bogen um die Altstadt, weil diese nämlich noch vollständig von einer Stadtmauer umgeben ist und man dieses Bild durch den Verkehr nicht stören wollte. Lobenswert!


Die weiteren Pausen waren technisch bedingt: Mir ist ein Schaltseil gerissen. Eigentlich kein Thema, denn ich hatte Ersatz dabei. Das Problem war, das alte Schaltseil aus dem Schalthebel zu entfernen. Das Seil war ca. 8 Millimeter hinter dem Seilkopf gerissen und dort schon aufgespleißt. Mit anderen Worten: Der Seilrest ließ sich auch in 75 Minuten Fummelarbeit nicht entfernen. Ich habe dann irgendwann entschieden, dass es jetzt weitergehen muss und mit zwei halben Schlägen den Rest des Schaltseils so befestigt, dass ein mittleres Ritzel hinten ausgewählt war. So ging es bis zur nächsten Fahrradwerkstatt. Die hatte kein Shimano-Ersatzteil und schickte mich zwei Kilometer weiter zu einem Shimano-Mechaniker. Der hatte auch kein Ersatzteil, aber sofort mutig mit der Reparatur begonnen. Als Erstes hat er meine Notkonstruktion entfernt und erst dann die Problematik mit dem Schalthebel erkannt. Es hat auch bei ihm mehr als 30 Minuten gedauert, um den Seilrest zu entfernen. Erfolg hatte er erst, als er mit einem Teppichmesser einen Teil der Plastikverkleidung des Schalthebels wegschnitt. Das Ganze hat dann am Ende nur 8 Euro gekostet.


Das Loch im Schalthebel habe ich inzwischen natürlich mit McGyver-Tape abgedeckt.


Dörte hat sich in der Zwischenzeit schon Sorgen gemacht, weil sie schon um 16 Uhr mit meiner Ankunft rechnete. Ihre zwischenzeitlichen Anrufe hatte ich nicht bemerkt, die SS 16 ist einfach zu laut!

Anmerkungen von Dörte
Das Essen war wirklich lecker! Ich wurde im Lokal übrigens wieder mal gefragt, ob ich tatsächlich allein wäre. Scheint unüblich zu sein, dass man als Frau allein ausgeht. Habe dann Jans Visitenkarte vorgezeigt und wurde daraufhin als Senora Coppi (Fausto Coppi ist ein alter italienischer Radrennfahrer) angesprochen.

Keine weiteren Anmerkungen - heute ist der neue Perry Rhodan Neo rausgekommen.

Technische Anmerkungen:
Morgen bleibt das Tracking-Device aus: Endlich habe ich meinen ersehnten Pausentag!

Mittwoch, 21. Mai 2014

Tag 96: Martinsiguro - Senigallia, 131 km

Heute früh habe ich nach dem Duschen mal fotografisch dokumentiert, warum Dörte mit dem Frisör unzufrieden war. Dabei ist das doch eigentlich richtig frech, oder?


Die Strecke heute war auch lang, aber nicht so anstrengend wie gestern. Meist ging es auf der Straße SS 16 neben der Bahnlinie entlang und 50 Meter weiter war dann schon die Adria. Lang, gerade und flach. Immerhin haben sie den 43. Breitengrad auf einem großen Schild angezeigt.


Irgendwann habe ich einen Elefanten überholt. Der war natürlich aus Pappmaché und wurde durch die Gegend gefahren, um Reklame für einen Zirkus zu machen.


Dieses Herumfahren von Werbung ist hier ziemlich üblich. Es gibt dafür speziell gebaute LKWs, die auf der Ladefläche eine Reklametafel haben. Neulich bin ich durch eine Gegend mit einer anstehenden Regionalwahl gefahren, da hatten diese LKWs alle Wahlplakate getragen und per Lautsprecher für den Kandidaten geworben. Dafür hat man aber auch keine traditionellen Wahlplakate wie bei uns gesehen. Ist das nun besser oder schlechter? Zumindest wären die Radwege nicht von Plakaten verstellt, wenn es sie hier denn gäbe!


Die Großstadt Ancona habe ich in einem großen Halbkreis vollständig umfahren. Die Straße SP 2 führte 20 Kilometer durch sanfte Hügel und eine wunderschöne Landschaft und das alles für den Preis eines Hügels von 160 Metern - ein gutes Geschäft.


Als ich auf dem Zeltplatz ankam, musste ich feststellen, dass Dörte inzwischen einen Stick-Klub gegründet hat. Da wurde heftig über Stiche und die Preise von Stickgarn diskutiert!


Anmerkungen von Dörte
Ältere Damen in Italien finden eben immer schnell Kontakt über wirklich weibliche Tätigkeiten...

Heute habe ich beim Gemüsehändler das Gemüse gesehen, welches wir nur einmal in Braunschweig gegessen haben. Sieht aus wie ein Salatkopf mit Blättern, die an Mangold erinnern. Aber auch hier konnte ich nicht rausfinden, wie es heißt.

Nachtrag zu gestern: Wir haben auf einem nächtlichen Versammlungsplatz von Schnecken geparkt. Bei der Rückkehr vom Restaurant knirschte es unter den Füßen und heute habe ich aus dem Auto noch Schnecken rausgesammelt, die wohl mit dem Fahrrad zusammen reingekommen sind.

Technische Anmerkungen:
Heute war der 9000-km-Kettenwechsel fällig und klappte problemlos.