Samstag, 26. Juli 2014

Tag 162: Râmnicu Vâlcea - Sibiu, 112 km

Heute gab es keine Probleme mit der Streckenführung und ich habe die letzte Etappe bis zum Go-Kongress in Sibiu gut bewältigen können. Ich bin so lange wie möglich östlich des Flusses Olt gefahren, um die vielbefahrene Nationalstraße zu vermeiden. Das waren ruhige Straßen und es gab bereits schöne Ausblicke in die Landschaft.


Nach etwa 30 Kilometern wurde das Tal zu eng für Straßen auf beiden Seiten und ich musste auf die Nationalstraße. Etwa 50 Kilometer lang ging es jetzt durch ein sehr enges Durchbruchstal. An beiden Seiten gab es Felswände und manchmal wurde die Straße sogar auf Stelzen durch das Flussbett geführt.


Am Anfang der Tour hat Dörte ja Angst vor Monsterwellen gehabt. Das muss sie jetzt ändern auf besonders schnell fallende rumänische Felsbrocken. Diese Beschleunigungsspuren auf dem Schild gefallen mir!


Wo wir gerade bei Schildern sind: Hier gibt es ein Verkehrsschild, das vor schwarzen Löchern warnt! Gemeint sind wohl Unfallschwerpunkte, so weit ich es verstanden habe.


Als ich aus dem Durchbruchstal herauskam, hatte ich noch etwa 30 Kilometer vor mir. Es lag ein Gewitter in der Luft und im Nachbartal gab es schon heftige Blitze. Doch ich hatte Glück und bin vor dem großen Regen in Sibiu angekommen. Hier bleibe ich jetzt 15 Tage, um den Go-Kongress zu besuchen.

Nach dem Abladen des Gepäcks und einer schnellen Dusche habe ich mich zur Registrierung beim Kongress aufgemacht. Ich kam noch rechtzeitig zur Eröffnungsfeier an, auf der alle Profi-Spieler vorgestellt wurden, die uns in den nächsten zwei Wochen etwas beibringen werden.


Jetzt sitze ich zusammen mit vielen anderen Go-Spielern beim Abendessen.


Technische Anmerkungen:
Während des Go-Kongresses werde ich keine Blogeinträge schreiben und mich am 9. August hier wieder melden. Wer zusehen will, wie ich beim Go-Kongress spiele, kann dies auf der Webseite des Go-Kongresses tun.

Die Internet- und die Telefonverbindung meines Smartphones funktionieren hier in Rumänien extrem instabil. Irgendwie scheint das mit dem Roaming zusammenzuhängen, nicht alle Netzprovider haben wohl Roamingverträge. Oder ich habe irgendein Kostenlimit überschritten. Fazit: Ich werde mir wohl doch noch eine rumänische SIM-Karte besorgen.

Sonstige Anmerkungen:
Die einhellige Menung zu einem Radler aus Bier und Apfelsaft ist "Igitt!" Zurzeit gibt es eine Promotionsaktion dafür, aber selbst wenn es nichts kostet, möchte man das Zeug nicht trinken!



Freitag, 25. Juli 2014

Tag 161: Ştefăneşti - Râmnicu Vâlcea, 88 km

Eigentlich sollte es heute eine leichte Tour mit nur etwa 75 Kilometern und zwei kleinen Steigungen geben. Ich wollte die Nationalstraße 7 vermeiden und bin etwas nördlicher auf kleinen Straßen gefahren. Dass sie aber so klein werden würden, hatte ich nicht geplant.

Zunächst ging es durch kleine ländliche Dörfer. Alte Frauen bewachten ihre ein oder zwei Kühe, die sie besaßen, während diese am Straßenrand das Gras fraßen. Leiterwagen voller Heu habe ich viele gesehen, immer vom Pferd gezogen. Und auf den Wiesen habe ich Trockengestelle für das Heu gesehen. Ich weiß gar nicht, wann ich solche Heureiter zuletzt gesehen habe!


Dann bog mein Track von einer kleinen auf eine noch kleinere Straße ab. Statt Asphalt gab es jetzt Rüttelbeton. Durch die Erschütterungen habe ich meine Regenjacke, die ich auf dem Gepäckträger mit Gummis festgezurrt hatte, verloren. Schade drum, aber nach der Tour hätte ich sie wohl sowieso entsorgt. Blöd ist nur, dass ich jetzt gar keinen Regenüberzug mehr habe. Ich werde mir ein Billig-Regencape kaufen müsssen. Die kleine Straße führte durch ein langes Dorf bis zu einem Kloster, an dem ich sogar mal wieder einen Cache finden konnte.


Ab hier wurde es ein Sandweg und die Koordinaten der Straße stimmten mit meiner Open-Street-Map-Karte nicht mehr überein, die Abweichung betrug ca. 150 Meter. So ging es dann in den Wald hienein, zunächst noch gut befahrbar.


Dann wurde es aber knifflig, denn der Weg gabelte sich. Sollte ich nun links oder rechts weiterfahren? Auf dem Navi war das nicht zu erkennen, denn ich war ja laut Navi schon 150 Meter neben der Straße! Ich habe mich für rechts entschieden, weil das wie ein alter Bahndamm aussah. Der musste ja irgendwo hinführen. Im Nachhinein war dies die falsche Entscheidung, aber das habe ich erst nach drei Kilometern gemerkt, als ich nach links abbiegen sollte und es einfach keine Abbiegung gab. Unterwegs traf ich einige Arbeiter, die sagten, dass es hier nach Curtea de Argeș ginge. Das war zwar nicht auf dem richtigen Weg, aber auch nicht völlig abseits. Also bin ich dem Weg weitergefolgt. Der gabelte sich noch mehrmals und einmal habe ich die falsche Richtung genommen. Als ich bei einem Erdrutsch nicht weiterkam, musste ich 1,5 Kilometer zurück.


Platt gesagt: Ich hatte mich im rumänischen Wald verirrt und keine vernünftige Karte dabei. Ich ärgerte mich schon, dass ich nicht wenigstens einen Layer mit Höhenlinien auf mein Navi geladen hatte. Nach etwa 14 Kilometern habe ich dann wieder Asphaltstraßen erreicht und war heilfroh. Dass ich stattdessen auch einfach sechs Kilometer geradeaus hätte fahren können, war dann nicht mehr so wichtig. Ich habe erst einmal Pause gemacht und bin die letzten 32 Kilometern in Ruhe angegangen. Die letzten Kilometer bin ich auf der Nationalstraße 7 gefahren und es war schon ganz gut, dass ich mir einen anderen Weg gesucht hatte, denn der Verkehr war heftig.

Wenn man den Zielort Râmnicu Vâlcea googelt, dann stößt man gleich darauf, dass dies die europäische Hauptstadt des Cybercrime sei. Man bezeichne es auch als Hackerville. Im Straßenbild soll sich das durch besonders viele Western-Union-Filialen bemerkbar machen.


Es wird wohl einige Zeit dauern, bis die Stadt diesen Ruf wieder verloren hat. Ansonsten ist es ein nettes kleines Städtchen mit einigen Parks, die am Abend gut besucht sind.


Witzig fand ich auch die verdrehten Türme auf einer der Kirchen.


An diesem Wochenende findet hier ein Filmfestival statt. Ich habe mir den Anfang des Films heute Abend angesehen, bin aber dann doch ins Hotel zurückgegangen, weil es sonst zu spät wird. Gezeigt wurde der Film Closer to the Moon.


Technische Anmerkungen:
Auf der Seite "Geplante Route" wird in grün jetzt auch die aktuell gefahrene Route dargestellt. Das ist noch nicht vollständig, ich muss im Laufe der Zeit die fehlenden Etappen noch ergänzen. Bei einigen wenigen Etappen fehlen mir auch die GPS-Aufzeichnungen, weil beim Kopieren auf das Netbook ein Dateisystemfehler aufgetreten ist. Dann werde ich versuchen, aus den Planungstracks, der Erinnerung, den gemessenen Daten meiner Pulsuhr (die hat auch GPS!) und aus noch vorhandenen Tracking-Device-Daten eine möglichst gute Rekonstruktion zu machen.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Tag 160: Bukarest - Ştefăneşti, 109 km

Heute früh bin ich im Regen gestartet, das hatte ich schon seit Wochen nicht mehr. Da der Regen warm war, habe ich mir keine Regenklamotten übergezogen, denn sonst hätte ich zu sehr geschwitzt. Die Ausfahrt aus Bukarest war relativ einfach, da mein Hotel schon nordöstlich vom Stadtzentrum lag. Ich dachte schon, dass ich auf der richtigen Ausfallstraße sei, als die geplante Strecke doch noch eine kleine Überraschung bereit hielt: Ich wurde auf eine Art Betriebsweg zwischen den Bahngleisen geführt. Zum Glück war das keine Sackgasse und schon nach einem Kilometer vorbei.


Nach knapp 30 Kilometern wurde aus der vierspurigen Schnellstraße eine normale Landstraße und der Verkehr ließ merklich nach. Auch die Sonne ließ sich jetzt wieder blicken, so dass es ein angenehmes Fahren war. Die Strecke war flach und hatte so gut wie keine Kurven, das war ziemlich langweilig.


Abwechslung kam nur durch die Ortschaften, durch die man fuhr. Dort und auch außerhalb der Ortschaften sah man viele provisorische Stände, an denen die Bauern ihre Produkte verkauften. Meist waren es Kartoffeln, Zwiebeln und Melonen, es gab aber auch Tomaten, Auberginen, Paprika, Pilze und vieles mehr.


Man hat das Gefühl, dass sich dieser Straßenverkauf gar nicht lohnen kann. Selbst wenn jedes vorbeifahrende Auto einen Sack Kartoffeln mitgenommen hätte, hätte es eine Woche gedauert, bis die Stände leer gewesen wären. Ich habe aber kein einziges Auto anhalten sehen. Der Privatverkauf an der Straße muss sich aber wohl doch rentieren im Vergleich zum Großmarktpreis, sonst gäbe es die Stände ja nicht. Einen solchen Großmarkt habe ich übrigens an der Straße gesehen, dort wurden die Kartoffelsäcke mit Pferd und Wagen hingebracht. Wirklich empfehlen kann ich rumänische Agrarprodukte allerdings nicht: Mit ökologischem Anbau haben sie hier nichts am Hut. Mehrfach habe ich Läden gesehen, die Werbung für Insektizide und Pestizide gemacht haben.


Die Etappe war flach und trotzdem habe ich etwa 200 Höhenmeter gewonnen. Das war eine sehr gleichmäßige Steigung von 0,2 Prozent - das merkt man gar nicht und kann locker seine 20 km/h fahren. So kam ich schon gegen 14:30 Uhr am Zielort an. Ştefăneşti ist eher ein Straßendorf an der Nationalstraße 7 als eine Stadt. So bin ich froh, dass das Hotelrestaurant heute Abend öffnen soll, denn unterwegs habe ich kein Restaurant im Ort gesehen.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Tag 159: Pausentag in Bukarest

Heute hatte ich keinen Fahrplan für meinen Pausentag und ich bin einfach mit der Metro ins Stadtzentrum gefahren, um mich ein wenig umzusehen. Zunächst sah ich nur wenige historische Gebäude, die dann auch noch mit Reklame verhängt waren.


Ein paar Schritte weiter kam ich aber in die Altstadt und hier gab es Fußgängerzonen und viele Restaurants, in denen man auch draußen sitzen konnte. Einige hübsche historische Fassaden waren auch dazwischen zu sehen.


Ich hatte gelesen, dass Museumsbesuche hier sehr günstig seien, und bin deshalb in das Nationalmuseum für Geschichte gegangen. Die prächtige Fassade und die schiere Größe des Gebäudes versprachen einiges und über rumänische Geschichte weiß ich ja nicht viel.


Anderthalb Stunden später kam ich wieder raus, um 25 Lei ärmer und wusste immer noch nichts über rumänische Geschichte. Das sind mehr als 5 Euro und für hiesige Verhältnise ist das ein happiger Eintrittspreis. Dafür gibt es eine Kopie der Trajanssäule zu sehen. Man hat das umlaufende Relief in ca. 120 Segmente aufgeteilt, die man einzeln ausgestellt hat. Interessant, aber eigentlich nicht das, was ich erwartet hatte.


Im Keller gab es noch eine Schatzkammer, in der man unter anderem die Königskrone sehen kann. Sie ist aus dem Stahl einer eroberten Kanone gefertigt worden (rechts auf dem Bild).


Danach bin ich erst einmal in eines der Restaurants gegangen und habe zu Mittag gegessen (16 Lei). Für den Nachmittag habe ich mir vorgenommen, den Triumphbogen von Bukarest zu fotografieren. Dazu musste ich "nur" dem Boulevard, an dem ich gerade war, nach Norden folgen. Im Reisebericht wurde der Boulevard mit dem Champs-Élysées in Paris verglichen. Für die Länge mag das stimmen, für Breite und Flair aber nicht. Trotzdem liegen einige Prachtbauten und ein paar schöne Parks am Weg. Am beindruckendsten ist das Athenäum. Heute ist es ein Konzertsaal, es war mal als Zirkusgebäude geplant gewesen.


Gut gefallen hat mir auch eine Pub-Dekoration zur Fußball-WM, die noch nicht wieder abgebaut war. Immerhin sind bei den acht Flaggen alle vier Halbfinalisten dabei, nicht schlecht!


Der Triumphbogen war dagegen enttäuschend, denn am Ziel meiner 5-Kilometer-Boulevard-Wanderung fand ich nur ein eingerüstetes Denkmal vor. Dabei ist er doch erst 1936 gebaut worden und ersetzte dabei ein jahrzehntelang bestehendes Provisorium aus Holz.

Dienstag, 22. Juli 2014

Tag 158: Ruse - Bukarest, 80 km

Schon nach etwa 8 Kilometern kam ich an die Donaubrücke und damit an die Grenze zu Rumänien. Der Grenzbeamte hat dreimal geguckt, ob das auch ich bin, mich dann aber durchgelassen.


Bis Bukarest bin ich fast immer der Hauptstraße gefolgt. Das war ein bisschen langweilig, denn es war eine vielbefahrene vierspurige Straße mit breitem Seitenstreifen. Es gab eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h außerhalb der Ortschaften und da haben sich die Autofahrer auch dran gehalten. An wenigen Stellen bin ich abgewichen und durch Dörfer gefahren. Auffällig ist, dass die Häuser eigentlich durchgehend ordentlich verputzt und angemalt sind, aber meist ein verrostetes Blechdach haben. Das muss doch unerträglich heiß werden im Sommer!


Ich bin relativ früh in Bukarest angekommen, da es eine flache und kurze Etappe war. Die letzten Kilometer in der Stadt waren anstrengend: Es gibt zwar Radwege, aber die sind kaum befahrbar. Abgesenkte Bürgersteine findet man hier kaum. Trotzdem benutzt man besser diese schlechten Radwege, denn der Verkehr auf der Straße ist ziemlich chaotisch. Am Hotel angekommen, habe ich zunächst meine Fahrradwartung gemacht und mir dann ein Mittagsschläfchen gegönnt.

Am Abend wollte ich ein paar Caches finden, etwas Essen gehen und den Go-Klub besuchen. Ganz hingehauen hat das nicht: Ich habe erst den dritten Cache finden können und es gab einen Wolkenbruch. Mein erster Regen seit Tirana - wirklich meckern kann man da nicht. Der Cache wies übrigens auf ein paar schöne Graffitis hin.


Das Essen habe ich dann ausfallen lssen und bin mit dem Taxi zum Go-Klub gefahren. Dieser Klub ist jeden Abend geöffnet, schließt allerdings ab morgen für zweieinhalb Wochen, weil alle Organisatoren beim Go-Kongress in Sibiu sind. Gut, dass ich heute da war! Meine Ausbeute war mit drei Nederlagen aus drei Partien nicht so gut. Erfreulich war aber, dass ich erkannt wurde: "Du siehst aus wie der Mann, der jedes Jahr eine neue Strophe auf dem Go-Kongress macht!"

Zurück bin ich mit der Metro gefahren. Dort habe ich zum ersten Mal einen Bücherautomaten gesehen.


Technische Anmerkungen:
Ich habe heute den 13.000er-Kettenwechsel durchgeführt, neue Bremsgummis eingesetzt (war nötig!) und die Reifen nachgepumpt (war kaum nötig).

Morgen ist ein Pausentag und das Tracking-Device bleibt ausgeschaltet.

Montag, 21. Juli 2014

Tag 157: Shumen - Ruse, 114 km

Heute früh habe ich verschlafen und bin deshalb erst um 9:30 Uhr ohne Frühstück gestartet. Vorher habe ich aus dem Hotelzimmer noch das auf dem Berg gelegene Denkmal für die Gründer Bulgariens fotografiert.


Ohne Frühstück loszufahren und sich nicht gleich beim ersten Supermarkt mit Lebensmitteln einzudecken war etwas leichtsinnig. Ich hatte nur 2 Liter Wasser und eine Packung Kekse dabei. Nach weniger als einem Kilometer kam ich auf eine Hauptstraße und diese führte dann an allen kleinen Ortschaften und damit auch an den Supermärkten vorbei. Es gab nur kleine Gasthäuser, wo ich mich mit kalten Getränken und zum Beispiel einem Eis versorgen konnte. Beim ersten Berg nach ca. 18 Kilometern war ich dann kurz davor, einen Hungerast zu bekommen. Ich habe schnell Pause gemacht und alle Kekse aufgegessen, bevor ich die letzten 100 Höhenmeter angegangen bin.

Einkaufen konnte ich bei Kilometer 47 in Razgrad bei einem Lidl (ja, den gibt es auch hier). Dann gab es endlich auch Bananen! Inzwischen war es aber ganz schön heiß geworden und die Berge wurden richtig anstrengend, obwohl nichts mit mehr als 200 Höhenmetern dabei war.


Ich habe heute deutlich mehr Pausen gemacht, als ich eigentlich geplant hatte. Irgendwie brauchte ich die und mit dem Zeitmanagement hat es trotzdem ganz gut hingehauen, schließlich war ich gegen 18:30 Uhr am Ziel. Ruse (ausgesprochen mit einem scharfen s) liegt an der Donau und ist die Grenzstadt zu Rumänien. Morgen sollte es nur noch ein Katzensprung bis Bukarest sein!

Sonntag, 20. Juli 2014

Tag 156: Sarafovo - Shumen, 144 km

Es ist 1:45 Uhr Ortszeit und Dörte hat gerade angerufen, wo denn der Blog bleibt. Da bin ich nach der langen Strecke doch glatt einfach eingeschlafen! Eigentlich hatte ich ja gar nicht eine so lange Strecke geplant, aber mein letzter Check zeigte gestern Abend, dass es über Wege gehen sollte, die weder meine elektronische noch meine papierne Landkarte kannten. Ein Blick bei Google Maps zeigte, dass es sich meist um Schotterwege handelte. Das war mir zu unsicher und ich habe auf bekannten Straßen neu geplant, was einen Umweg von etwa 20 Kilometern bedeutete. Da liegt nämlich das östliche Balkangebirge im Weg.

Nach 22 Kilometer traf ich auf Vladimir und Sascha (in Bulgarien ein Frauenname), die mit dem Fahrrad ihre Sonntagstour abfuhren. Sie bestätigten mir meine Wegewahl als gut und erzählten von einem Magnetberg und Wunderfelsen, an denen ich vorbeifahren würde. Der Magnetberg war am Aitos-Pass über das östliche Balkangebirge, ein etwa 400 Meter hoher Pass. Dort sollen die Autos immer langsamer werden, auch wenn sie mehr Gas geben, weil sie von der Magnetkraft des Berges gehalten würden. Ich habe davon aber nichts gespürt. Vorstellbar ist das allerdings schon, in Deutschland gibt es so etwas an der Burg Frankenstein im Odenwald. Die Wunderfelsen sind einfach nur eine schöne Felsformation am See Tsonevo.


Ansonsten ging es heute vor allem durch Wiesen und Wälder, die gelegentlich auch einmal Schatten boten. Für einige Kilometer ging es auch durch ein enges Flusstal - nicht spektakulär, aber trotzdem sehr nett. Die Gebirge sehen wie unsere Mittelgebirge aus und sind bis zum Kamm bewaldet, allerdings mit einigen Felspartien, wie man es zum Beispiel vom Ith kennt.


Am Zielort habe ich dann nicht mehr viel gemacht, denn ich kam erst gegen 20 Uhr an. Zum Glück war es heute manchmal etwas bewölkt, dadurch war es nicht so heiß und die lange Etappe ließ sich ganz gut bewältigen.

Technische Anmerkungen
Kennt jemand eine Methode, wie man eine per Navigationssoftware geplante Route elegant in einen Track verwandeln kann, der auch den Straßenverlauf anzeigt? Heute früh um 6 Uhr habe ich mir bei der Google-Maps-Routenplanung damit fast die Finger gebrochen. Bei der Planung als Fußgängerroute gibt es die Möglichkeit, die Route unter "Meine Karten" zu speichern und einen KML-File herunterzuladen. Bei einer geplanten Route mit dem Auto fehlt dieser Download-Link!

Samstag, 19. Juli 2014

Tag 155: Rückreise ans schwarze Meer

Nach einem Frühstück mit Niek, Annemarie, Simon und Elke um 6:15 Uhr sind Dörte und ich zum Bahnhof in Nimwegen gefahren und ich habe mich auf die Rückreise begeben. Die war diesmal stressfrei: Die Verspätungen der Züge hielten sich so im Rahmen, dass ich die Anschlüsse jeweils ohne Hetze erreichen konnte. In München-Pasing nahm ich einfach die nächste S-Bahn und war über 2 Stunden vor Abflug am Münchner Flughafen. Der Flug kam in Burgas sogar eine Viertelstunde früher als geplant und damit kurz vor Sonnenuntergang an.

Ich habe mir auf dem Weg zum Hotel noch etwas Proviant für morgen gekauft. Mein Gepäck habe ich wohlbehalten wiedergefunden und ich werde mich gleich ans Umpacken machen. Zuerst werde ich aber im Hotelrestaurant etwas essen und ein Bier auf die schöne letzte Woche trinken!


Freitag, 18. Juli 2014

Tag 154: 4daagse: Der Tag von Cujik

Heute ging es über Overasselt, Linden, Beers, Cujik, Mook und Malden zur Ziellinie in Nimwegen. Wegen der Hitze durften wir heute früh schon um 5 Uhr starten. Das klingt wie eine Strafe, aber es ist in der Tat eine Erleichterung. Wir kamen gut los und haben in Overasselt unsere erste Pause - die Tomatensuppenpause - gemacht.


Von dort ging es auf den sehr langen Deich an der Maas bis zur Autobahn A73. Auf dem Radweg entlang der Autobahn haben wir die Maas überquert und kamen in das Dorf Linden. Dieses Dorf ist berühmt dafür, dass sich alle Bewohner absprechen und die Gärten nach einem einheitlichen Thema schmücken. Dieses Jahr war das Thema "Musik" und vom Eurovision Song Contest über Elvis Presley bis hin zu niederländischen Volksliedern war alles dabei.




In Beers haben wir eine zweite Pause gemacht und ein paar Kekse gegessen. Von dort sind es nur noch etwa 4 Kilometer bis nach Cujik und normalerweise wird man ab dort von der Musik am Straßenrand die letzten 15 Kilometer ins Ziel getragen. Heute war es aber anders, denn wegen des Flugzeugabsturzes, bei dem gestern mindestens 189 Niederländer ums Leben gekommen sind, war heute Staatstrauer angesetzt. Dementsprechend gab es kaum Musik. Die Pontonbrücke über die Maas wurde aber natürlich trotzdem aufgebaut, aber die riesigen Bühnen davor blieben leer.


Auf der anderen Seite der Maas waren es dann noch etwa 7 Kilometer bis nach Malden, wo Niek, Björn und Dörte uns einen Pausenplatz im Schatten gesichert hatten. Christel und Annemarie waren heute schneller und schon etwa eine dreiviertel Stunde vor uns da gewesen.




Die letzten Kilometer vor dem Ziel werden Via Gladiola genannt und sind von vielen Zuschauern gesäumt. Aber auch hier gab es heute kaum Musik.


Wie jedes Jahr durften auch einige Patienten in ihren Krankenhausbetten den Wanderern zuwinken. Das beeindruckt mich immer wieder.


Trotz der fehlenden Musik waren viele Zuschauer da und auch die Häuser links und rechts an der Straße waren geschmückt. Irgendwie war es eine unheimliche Stimmung zwischen Freude über die eigene Leistung und Mitgefühl für die Angehörigen der Unglücksopfer.


Kurz nach 15 Uhr hatten wir es geschafft. In dem kleinen Park auf dem Weg zum Fahrradabstellplatz haben wir uns erst einmal ausgeruht.


Dann ging es nachhause, wo Dörte und Björn inzwischen gekocht hatten. Es ist jetzt schon eine kleine Tradition, dass Dörte typisch deutsche Gerichte vorbereitet, heute war es Labskaus. Lecker!

Morgen geht es für mich zurück an das schwarze Meer, um die Radtour fortzusetzen. Das war hier eine tolle Woche "Urlaub vom Urlaub". Vielen Dank dafür an Annemarie und Niek!

Donnerstag, 17. Juli 2014

Tag 153: 4daagse: Der Tag von Groesbeek

Heute ging es über Malden, Mook, Middelaar, Milsbeek, Breedeweg, Groesbeek und Berg en Dal zurück nach Nimwegen. Gleich nach dem Start haben wir jemanden entdeckt, der barfuß lief! Das muss er sehr trainiert haben, wir würden davon sofort Blasen bekommen.


Entlang der gesamten Strecke stehen Musikkapellen. Man hat fast das Gefühl, als ob sämtliche Blechblasinstrumente aus den Niederlanden hier am Start sind. Viele Kapellen sind auch lustig angezogen.


Heute war es ziemlich heiß und dadurch wurde es ganz schön anstrengend. Es gab unterwegs viele Punkte, an denen man seinen Wasservorrat auffüllen konnte. Einige davon sind offiziell von der Organisation eingerichtet, aber viele sind auch einfach von den Anwohnern bereitgestellt worden.


An vielen Stellen wurden wir von den Anwohnern einfach mit dem Gartenschlauch oder mit Wasserpistolen begossen. So eine Dusche kann sehr angenehm sein, wenn das Wasser fein zerstäubt ist. Wenn man dagegen von einem dicken Strahl getroffen wird, hat man etwas Pech gehabt ...

Wir haben 3 Pausen in Mook, Breedeweg und Berg en Dal gemacht. Meist kann man sich hinsetzen auf Stühle oder sogar Sofas, die von den Anwohnern für die Wanderer bereitgehalten werden.


Auf den letzten 10 Kilometern ging es über den Sieben-Hügel-Weg. Man sollte es nicht denken, aber die Niederlande hat auch Berge. Bei knalligem Sonnenschein können diese Hügel ganz schön anstrengend sein.


Die letzten zwei Kilometer ging es durch Wohnstraßen in Nimwegen. Ich finde es immer besonders schön, wenn die Straßen einheitlich geschmückt sind. Die Nachbarn haben sich abgesprochen und als Zuschauer sogar Kleidung in der entsprechenden Farbe getragen.




Um kurz nach 15 Uhr waren wir im Ziel und haben uns die Kontrollkarte für den letzten Tag geholt. Inzwischen haben wir danach ein Ritual: Wir holen uns je ein Glas Bier (für Simon natürlich Cola) und ruhen uns in dem kleinen Park auf dem Weg zum Fahrrad-Parkplatz kurz aus. Für Simon war heute leider kein Platz mehr auf der Bank, also hat er sich auf die Wippe des Knderspielplatzes gesetzt.


Christel und Annemarie sind fast zur selben Zeit wie wir ins Ziel gekommen und wir sind gemeinsam mit dem Fahrrad nachhause gefahren. Dort sitzen wir jetzt auf dem Sofa, pflegen unsere Füße und sind alle guten Mutes, dass wir morgen auch die letzte Etappe schaffen!


Die Wettervorhersage sagt für morgen mehr als 30 Grad an. Aus diesem Grund dürfen wir morgen 15 Minuten früher starten, d. h. der Wecker klingelt um 3:15 Uhr!