Sonntag, 31. August 2014

Tag 198: Wielka Wieś - Smardzewice, 102 km

Heute hatte ich bestes Radfahrwetter, den ganzen Tag hat die Sonne geschienen. So darf es gerne noch bis Mitte September bleiben. Ich bin jetzt auf der Zielgeraden und am Anfang sah die Strecke auch genauso aus: Schnurgerade und kein Ende in Sicht! Oder ist das da hinten vielleicht doch schon Reinbek? Nee, das ist noch 760 Kilometer weg, sagt mein Navi!


Ich hatte vergessen, dass heute Sonntag ist. Der Lebensmittelladen, der zu meiner Unterkunft gehörte, hatte nämlich zu. Ich hatte zunächst Angst, dass alle Läden geschlossen sind, aber das erwies sich als unbegründet. Es gab einige offene Läden, aber sie hatten alle keine Bananen. So musste ich mich heute von Schinkenwürstchen, Puddingtaschen und Kräckern ernähren. Der vierte Laden hatte dann aber auch wieder Bananen und meine tägliche Magnesiumzufuhr war gesichert.

Die Strecke wies heute keine nennenswerten Überraschungen auf, es gab lediglich ein kurzes Stück Sandweg, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Der Sandweg ließ sich aber gut befahren und das Stück war auch nur 1,5 Kilometer lang.


Unterwegs begegnete ich zwei polnischen Radfahrern, die vergeblich versuchten ein Hinterrad aufzupumpen. Auch mit meiner Luftpumpe ging es nicht, offensichtlich hatte der Schlauch ein Loch. Die beiden wollten mich das Loch aber nicht flicken lassen sondern riefen lieber per Mobiltelefon Hilfe herbei.

Ich übernachte in einem Hotel am See Zalew Sulejowski, der als Trinkwasserreservoir für die Stadt Łódź aufgestaut wurde. Er dient auch als Erholungsgebiet, aber leider ist das Baden am Hotelstrand verboten. Trotzdem ist es eine angenehme Luft am Abend und es ist total ruhig. Wenn da nur nicht die Mücken wären ...



Samstag, 30. August 2014

Tag 197: Sandomierz - Wielka Wieś, 103 km

So ein Campingplatz hat schon eine ganz spezielle Atmosphäre ud ich habe mich gefreut, das gestern Abend wieder einmal zu spüren. Die Stromversorgung war zum Glück so, dass ich nicht im Waschraum bloggen musste, sondern eine vernünftige Bank hatte. Dann kam mein polnischer Nachbar vorbei und ließ sich meine Route zeigen. So richtig viel konnten wir nicht miteinander reden, aber trotzdem stand er 10 Minuten später wieder neben mir mit einer leckeren Bratwurst für mich!

Ich habe so einfach gesagt, dass keine Berge mehr auf dem Programm stehen. Mehr oder weniger stimmt das auch, aber heute bin ich am Rand des Heiligkreuzgebirges längs geschrammt. Wirklich lange Anstiege gab es aber nicht. Den Namen hat das Gebirge vom Kloster Heiligkreuz, das auf einem der höchsten Berge steht und weithin sichtbar ist. Aber auch mit Zoom war es bei diesigem Wetter nur etwas trübe zu fotografieren und zu einer Fahrt auf den Berg rauf hatte ich keine Lust.


Schon vorher waren mir die vielen geschmückten Marienstatuen und Kreuze am Wegesrand aufgefallen. Alle waren mit Blumen geschmückt - meist Plastikblumen. Aber nur die Marienstatuen waren auch mit Bändern geschmückt. Ich vermute, dass das noch von der Prozession zu Mariä Himmelfahrt geblieben ist.


Zu Mittag gegessen habe ich in Nowa Słupia und konnte dort wunderbar einen starken Regenschauer abwarten. Ansonsten gab es heute einigen Nieselregen und es war meist bedeckt. Kurz vor dem vermeintlichen Etappenziel kam ich nach Bodzentyn und habe mir die Schlossruine angesehen. Hier haben früher die Krakauer Bischöfe eine Residenz gehabt - bis sie sie nicht mehr brauchten. Dann diente das Schloss über 100 Jahre lang als Quelle für Baumaterial, bis man 1902 das Gebäude als Denkmal einstufte. Viel ist nicht mehr zu sehen, aber allein die Höhe beeindruckt schon etwas.


Danach beschäftigte ich mich mit dem Problem der gesperrten Straße von Bodzentyn nach Suchedniów. Laut Plan hatte ich noch 16 Kilometer bis zum Zeltplatz vor mir, aber laut Schild sollte die Straße nach 9 Kilometern gesperrt sein. Die angegebene Umleitung sollte statt 16 Kilometern etwa 40 Kilometer lang sein - weil sie weit um den bewaldeten Berg im Nationalpark herumführte. Ich habe mich schließlich für die Umleitung entschieden, bin aber nicht ganz bis Suchedniów gefahren, sondern habe mir vorher ein Zimmer gesucht. Jetzt habe ich heute 15 Kilometer mehr als geplant und morgen noch einmal etwa 7 Kilometer zusätzlich, das passt ganz gut.

Wo ich jetzt schon auf der Zielgeraden bin, ist es auch an der Zeit, die Rückkehr nach Reinbek zu planen. Ich will am Freitag, den 12. September um Punkt 17 Uhr in den Gergenbusch einradeln. Wer mich dort begrüßen will, ist herzlich dazu eingeladen. Schreibt aber bitte vorher eine kurze Mail an doerte(at)rueten-budde.de, damit Dörte ungefähr abschätzen kann, wieviel Leute kommen werden. Ich hoffe dabei sehr auf gutes Wetter, drückt die Daumen!

Freitag, 29. August 2014

Tag 196: Rzeszów - Sandomierz, 91 km

Heute war bestes Radfahrwetter: Sonnig, aber nicht zu heiß. Die Straße war leider nur halb so gut, denn es ging weiter auf der viel befahrenen Nationalstraße 9. Immerhin hatte sie an vielen Stellen einen Radweg, der auch ganz gut befahrbar war.

Ein Cache führte mich zu einem ehemaligen jüdischen Friedhof, der von den Nazis eingeebnet worden war. Inzwischen ist das Gelände wenigstens wieder eingezäunt und es ist eine Plakette angebracht. Fast die Hälfte der Einwohner von Głogów Małopolski war damals jüdischer Abstammung und praktisch keiner hat überlebt. Leider ist das nur ein Beispiel von vielen Orten, über die man hier stolpert und von denen man sich wünscht, dass die dort begangenen Verbrechen nie geschehen wären.


Zu Mittag habe ich endlich meine polnische Lieblingsspeise gegessen: Pieroggen! Die gibt es mit allen möglichen Füllungen, ich habe mich heute für Kohl und Fleisch entschieden.


Ich bin in Sandomierz jetzt wieder auf meinem original geplanten Track, d. h. die Ukraine-Umfahrung ist beendet und ich bin auf der Zielgeraden. Eigentlich wollte ich hier einen Pausentag einlegen, denn ich war vor 35 Jahren schon einmal zusammen mit Siegfried mit dem Fahrrad hier und ich erinnerte mich, wie sehenswert die Stadt war. Jetzt passt es leider vom Timing her nicht und ich fahre morgen schon weiter. Bevor ich aber den Stadtrundgang machen konnte, musste ich zuerst mein Zelt aufbauen. Ja, nach 2 Monaten zelte ich mal wieder - ich hätte das Zelt ja sonst auch völlig umsonst mitgeschleppt! Man hat es übrigens gemerkt, dass ich das Zelt lange nicht benutzt habe, denn beim Aufbauen habe ich mich reichlich dämlich angestellt. Aber jetzt steht das Zelt!


Vom Zeltplatz sind es nur 4 Minuten zu Fuß den Hügel hinauf zur Altstadt. Meine Erinnerung hat mich nicht getäuscht, Sandomierz ist wirklich sehenswert! Das liegt auch daran, dass es im Krieg nicht zerstört wurde: Der sowjetische Kommandant hat angesichts des malerischen Stadtbilds den Befehl zur Beschießung ignoriert und die deutschen Verteidigungstruppen haben sich wegen der aussichtslosen Lage kampflos ergeben.


Es gibt auch noch ein schönes Stadttor mit Turm und man kann den Turm sogar besteigen. Das habe ich natürlich getan, aber die Fotos von der Aussicht sind wegen des niedrigen Sonnenstandes nicht so richtig was geworden. Man kann aber weit in das Weichseltal hineinsehen.




Zum Schluss wollte ich mir die Kathedrale ansehen, dort fand aber gerade ein spezieller Gottesdienst statt. Anschließend gab es eine Prozession mit vielen Bannern und Wappenfahnen, bei der gesungen wurde. Die Prozession endete auf dem Marktplatz und dort gab es eine Art schunkelndes Tanzen zu Marienliedern. Was das genau war, habe ich leider nicht herausfinden können.


Anmerkungen:
Heute habe ich mir eine neue Warnweste gegönnt. Ich habe nämlich gestern festgestellt, dass die Reflektorstreifen meiner alten Weste fast gar nicht mehr reflektieren. Ich wusste gar nicht, dass so etwas passieren kann. Es muss durch das Flattern im Fahrtwind geschehen sein, wenn der Klettverschluss nicht gehalten hat. Der Alt-Neu-Vergleich mit Blitzlicht (siehe Foto) zeigt jedenfalls einen deutlichen Unterschied!



Donnerstag, 28. August 2014

Tag 195: Ausflug nach Lvív

Der Portier musste seine Schicht verlängern, um mich um 2:30 Uhr aus dem Hotel rauszulassen. Hoffentlich bezahlt ihn sein Boss dafür, von mir hat er heute noch ein kleines Trinkgeld bekommen. Der Bus war bis auf den letzten Platz gefüllt und fuhr schon 15 Minuten vor der angekündigten Abfahrtszeit los. Gut, dass ich rechtzeitig da war! Die Fahrt dauerte 5 Stunden, wobei allerdings zwei Stunden für die Abfertigung an der Grenze benötigt wurden.

Der Bus kam in Lvív am Busbahnhof an, der sich etwa 5 Kilometer südlich des Zentrums befindet. Mit einem lokalen Bus bin ich für ungefähr 30 Cent zu meinem ersten Ziel, dem schottischen Café gefahren. In diesem Café haben sich die großen Mathematiker der Lemberger Schule wie Stefan Banach, Hugo Steinhaus und Stanisław Mazur getroffen. Zunächst schrieben sie ihre Probleme und Beweise direkt auf die marmornen Tischplatten bis die Frau von Stefan Banach ein dickes Heft kaufte und dem Ober mit den Worten gab, dass er es jedem Mathematiker aushändigen solle, der danach verlangte. Aus diesem Heft wurde das berühmte schottische Buch, in dem viele Probleme aufgeschrieben wurden. Für die Lösung der Probleme wurden auch Preise ausgelobt, z. B. eine Gans oder eine Flasche Whisky.

Bei der Vorbereitung des Lvív-Besuchs habe ich mir das Gebäude von allen Seiten mit Google Streetview angesehen und nur ein Bank-Gebäude vorgefunden. Nicht einmal ene Plakette war zu sehen. Ich rechnete also nur damit, ein Foto machen zu können. Umso größer war meine Freude, als ich entdeckte, dass das Café wieder eröffnet hat! Jetzt konnte ich mich tatsächlich hineinsetzen und eine Tasse Tee trinken, so wie ich mir das schon zu Studentenzeiten vorgestellt hatte!


Es kam aber noch besser: Als ich den Ober fragte, ob das die Originalräumlichkeiten aus den 30er-Jahren seien, brachte er mir eine Kopie des schottischen Buches, das sie aus Warschau erhalten hatten!


Die meisten Einträge sind natürlich auf Polnisch, aber ein Problem von John von Neumann über Maßtheorie Boolescher Algebren war auf Deutsch. Als Preis für die Lösung hat er "eine Flasche Whisky vom Maße > 0" ausgelobt.




Gerade als ich aufbrechen wollte, hat ein weitere Besucher nach dem Buch gefragt. Natürlich sind wir sofort ins Gespräch gekommen: Es war Igor, der selbst Mathematiker ist, aber seit Jahren als Touristenführer arbeitet. Er hatte also doppeltes berufliches Interesse. Ich habe ihn gleich für einen einstündigen Spaziergang engagiert und das hat sehr viel Spaß gemacht.


Die Altstadt von Lvív ist in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen, weil hier Architektur und Kunsthandwerk aus vielen unterschiedlichen Traditionen zusammengekommen sind und miteinander harmonieren. Hier gab es immer viele Volksgruppen und Konfessionen. Neben der mittelalterlichen Altstadt mit klassischem Rechteck-Grundriss gibt es auch viele klassizistische Gebäude aus der Blütezeit, als Lemberg Hauptstadt des Königreichs Galizien in Österreich-Ungarn war. Der Rundgang war mit vielen Anekdoten gewürzt und Igor hat mir auch Skurrilitäten gezeigt. Zum Beispiel die Statue von Leopold von Sacher-Masoch, dem Namensgeber des Masochismus.


In der Statue ist die Hosentasche sehr weit gestaltet und lässt eine Betastung seiner edlen Teile zu. Das wird wohl auch genutzt, denn sie sind ganz blank!


Nach dem Rundgang habe ich in einem Restaurant an der Stadtmauer gegessen und mich dann auf den Weg zum Lytschakiwski-Friedhof gemacht, um dort das Grab von Stefan Banach zu besuchen. Wer etwas mehr über sein Leben und Wirken erfahren möchte, als es bei Wikipedia steht, kann hier etwas auf Englisch darüber lesen. Dort wird auch das schottische Café sehr enthusiastisch beschrieben.


Zum Abschluss des Lvív-Besuches habe ich den Rat von Lutz und Verena befolgt, die mir Tipps für diese Stadt gegeben hatten: Hier muss man unbedingt das Bier probieren. Und das geht natürlich am besten im Brauereimuseum!


Die Rückfahrt mit dem Bus war kurzweiliger, weil ich ich mit einem jungen Amerikaner und einem jungen Engländer unterhalten konnte. Und weil der Bus halb leer war, ging die Abfertigung auch schneller und wir waren 30 Minuten eher in Rzeszów als geplant. Es war anstrengend, aber es war ein toller Tag!

Mittwoch, 27. August 2014

Tag 194: Tylawa - Rzeszów, 90 km

Heute hat es wieder fast den ganzen Tag geregnet, meist war es aber nur ein Dauernieseln. Ist vielleicht besser als weicher Asphalt bei 40 Grad in der Türkei, aber etwas freundlicher dürfte das Wetter schon sein. Den Hauptkamm der Karpaten (immer noch die Ostkarpaten!) hatte ich ja gestern schon überschritten. Heute waren dann die Vorgebirge an der Reihe. Dörte kennt das noch, als wir 1983 von Zakopane nach Krakau mit dem Tandem herunterrollen wollten: Das geht nicht wegen der Vorgebirge! Auch heute waren einige Anstiege zu bewältigen, der höchste war ein 430-Meter-Pass. Aber jetzt habe ich die Berge hinter mir gelassen und laut Plan sollen auch keine mehr bis Reinbek auftauchen.


Es war so grau heute, dass ich kaum Lust hatte, einmal für ein Foto anzuhalten. Am Zielort habe ich immerhin noch den Platz vor der Konzerthalle fotografiert.


Im Hotel habe ich mich mit den Vorbereitungen für morgen beschäftigt: Ich will mit dem Bus nach Lvív fahren. Dazu muss ich um 2:15 Uhr aufstehen, denn der Bus fährt um 3:45 Uhr los und ich muss 2,5 Kilometer zu Fuß zum Bahnhof laufen. Ich bin den Weg aber heute Abend schon mal mit dem Fahrrad abgefahren und weiß jetzt, wo die Haltestelle ist. Am spannendsten ist es wohl, ob ich aus dem Hotel rauskomme: Die Nachtschicht des Portiers endet um 2 Uhr und dann wird das Haus abgeschlossen. Ich soll den Boss auf seinem Handy anrufen, der würde dann für mich aufschließen.

Technische Anmerkungen:
Morgen ist ein Pausentag und das Tracking-Device bleibt ausgeschaltet.

Das Licht an meinem Fahrrad funktionierte mal wieder nicht. Nach den bisherigen Erfahrungen habe ich gleich das Kabel für den Akku-Lader am Dynamo abgeklemmt und schon war alles wieder in Ordnung. Da hat sich schon wieder irgendwo ein Kurzschluss eingeschlichen!

Dienstag, 26. August 2014

Tag 193: Vranov nad Topľou - Tylawa, 89 km

Heute war es ein regnerischer Tag und ich bin meist mit Pulli und Regenjacke gefahren. Aber solche Tage gibt es auch und man muss das beste daraus machen! Positiv war jedenfalls, dass es immer nur Nieselregen war.


Meistens ging es ganz langsam bergauf im Tal der Ondava. Dabei ging es auch am großen Domaša-Stausee entlang. Ich kam an der Kirche vorbei, die bei der Überflutung der Dörfer in den 60er-Jahren erhalten geblieben ist. Sie liegt zwar unter dem Seespiegel, ist aber durch einen Damm geschützt. Bis 1993 wurde sie regelmäßig für Gottesdienste genutzt, dann war die neue Kirche fertig. Seitdem finden hier nur noch vereinzelt Gottesdienste statt und die Kirche verfällt leider zusehends.


In Stropkov habe ich Mittagspause gemacht und bin in einer Pizzeria eingekehrt. 8 von den 9 Zutaten meiner "Pizza da Vinci" waren in meinem Wortschatz. Leider war die neunte - "niva" - eine Zutat, die eine komplette Pizza für mich ungenießbar macht: Blauschimmelkäse. Eine Hälfte habe ich mir reingequält, den Rest habe ich liegen lassen. Und die Bedienung fragte noch, ob sie mir den Rest einpacken sollte ...

Weiter ging es zum Duklapass, mit 502 Metern der niedrigste Karpatenübergang überhaupt. Dieser Pass ist im zweiten Weltkrieg im Herbst 1944 heftig umkämpft gewesen. Als Erinnerung daran stehen noch etliche Panzer als Denkmal am Straßenrand und kurz vor der Passhöhe gibt es ein Denkmal für die Gefallenen und einen Soldatenfriedhof für die Angehörigen des ersten tschechoslowakischen Militärkorps.


Ich habe einen kurzen Spaziergang über den Friedhof gemacht. Die Gräber für die Mannschaftsdienstgrade sind nach Todestag angelegt und Dienstgrad und Name sind auf dem Grabstein vermerkt. Offiziere sind dagegen in prominenter Weise mit einer Büste dargestellt.


Die Passhöhe ist auch gleichzeitig die Grenze zu Polen. Diesmal hat es mit dem Geldwechseln geklappt, denn dies ist eine vielbefahrene Straße. Bis zum Zielort waren es dann nur noch 5 Kilometer bergab.


Anmerkungen:
Heute zeigte sich wieder einmal, wie klein die Welt ist. Der Verstecker des ersten Caches, den ich in der Slowakei gefunden hatte, hat sich bei mir per E-Mail gemeldet: Seine beiden Töchter spielen auch Go und eine war sogar auf dem Go-Kongress in Sibiu. Noch sind sie nicht sehr stark, das kann sich aber schnell ändern, denn sie sind die Freundinnen von zweien der stärksten Go-Spieler Europas.

Montag, 25. August 2014

Tag 192: Kisvárda - Vranov nad Topľou, 114 km

Gleich hinter Kisvárda bin ich zum dritten Mal über die Theiß gefahren. Beim ersten Mal floß sie von Osten nach Westen, beim zweiten Mal von Süden nach Norden und jetzt endlich von Norden nach Süden, der Donau entgegen. Sie ist rechts und links von hohen Deichen eingefasst, um die Ebene vor Überschwemmungen zu schützen.


Nach etwa 30 Kilometern habe ich die Grenze zur Slowakei erreicht. Dank Schengen gab es hier keine Kontrollen und keine Wartezeiten. Aber auch keine Wechselstube.


Hier gab es jetzt schon einige Hügel in der Ebene, um die die Straßen aber einfach drumherum liefen. Gleich im ersten Dorf war eine Burgruine auf dem Berg, an der ein Cache liegen sollte. Den habe ich aber leider nicht gefunden ud musste einen Umweg machen, um einen anderen Cache zu suchen. Die Aussicht von der Burgruine war aber klasse!


Mit dem Geldwechseln hat es heute nicht so richtig geklappt und es war am Ende sogar peinlich. Erst in Trebišov, etwa 50 Kilometer hinter der Grenze, habe ich eine Bank gefunden. Als ich dort Euro in slowakische Kronen tauschen wollte, wurde ich belächelt, denn die Slowakei hat bereits 2009 den Euro eingeführt! Ein klarer Fall von ungenügender Reisevorbereitung! Dass der Währungsumrechner immer noch slowakische Kronen ausweist, hatte mich irritiert. Immerhin bin ich meine restlichen Forint losgeworden. Ärgerlich war aber, dass ich mir Stunden vorher an der duftenden Bäckerei schon Kuchen hätte holen können. Und vielleicht hätte ich mir sogar eine Flasche Tokayer aus einem Weinkeller am Straßenrand gekauft!

Ich bin hier am nördlichen Ende der ostslowakischen Tiefebene. Die letzten 20 Kilometer konnte ich links die Westkarpaten und rechts die Ostkarpaten sehen und der Abstand zwischen beiden wurde immer geringer. Vor mir liegen jetzt die niederen Beskiden, meine letzte Ostkarpatenquerung. Wie der Name schon sagt, sind sie nicht so hoch.

Technische Anmerkungen:
Die Etappe von heute zeigt auf der Karte eine Ehrenrunde im Zielort. Das liegt daran, dass die Koordinaten des Hotels falsch waren und ich das Hotel erst suchen musste. Am Ende war es genau gegenüber dem Lidl, wo ich 4 Kilometer vorher eingekauft hatte ...

Sonntag, 24. August 2014

Tag 191: Satu Mare - Kisvárda, 101 km

Heute früh hat es geregnet und ich bin mit Regenjacke losgefahren. Bis zur ungarischen Grenze waren es nur etwa 7 Kilometer, dort musste ich allerdings ziemlich lange warten. Warum es so langsam voranging, war mir nicht ersichtlich, aber 45 Minuten Warterei nerven schon etwas. Und dann wird man einfach durchgewunken ...


Da ich in jedem besuchten Land mindestens einen Cache finden will und ich morgen schon wieder aus Ungarn herausfahre, habe ich gleich nach der Grenze einen Cache gesucht. Er ist dem verlassenen Dorf Nagygéc gewidmet, das 1970 bei einer Überschwemmung durch den Fluss Szamos evakuiert werden musste. Damals sind Dämme und Deiche gebrochen und man hat verboten, dass die Bewohner ihre Häuser wieder aufbauen. So steht hier heute ein Geisterdorf, am besten erhalten ist noch die Kirche.


Das Geldwechseln erfolgte heute bei einem fliegenden Händler am Straßenrand. Das mag ich eigentlich nicht so gerne, aber Wechselstuben hatten nicht auf. Entweder sind sie aufgegeben oder sie arbeiten am Sonntag nicht. Anders als in Rumänien oder Bulgarien haben die Supermärkte hier am Sonntag geschlossen. Zum Glück hatte ich gestern schon Bananen besorgt!

Das Wetter blieb trüb und irgendwie war es schon fast deprimierend: Ewig lange gerade Straßen im Regen durch eine topfebene Landschaft bei Gegenwind zu fahren, das ist nicht so toll. Positiv war allerdings, dass es hier Radwege gab und dass diese auch gut zu fahren waren. Durch unübersehbare Schilder wurde auch klargemacht, dass es eine Radwege-Benutzungspflicht gibt.


Plötzlich kam noch eine schöne Überraschung: Ein Aussichtsturm. Ich liebe es, auf Aussichtstürme zu steigen und dieser war von unten hübsch anzusehen. Aber der Turm ist unsinnig, denn die Bäume ringsum sind inzwischen höher gewachsen - mit der Aussicht war es also nichts! Immerhin fand ich auf einer Schautafel eine Erklärung dafür, wieso die Flächen rechts und links von den Straßen nicht landwirtschaftlich genutzt wurden: Hier ist der Szatmár-Beregi Naturpark.


Zuletzt war ich Mitte der 80er-Jahre in Ungarn und ich erinnere mich an lange Straßendörfer mit Häusern, die unverputzt waren. Fast überall sah man das Mauerwerk oder Moniereisen. Heute sieht das ganz anders aus, fast alle Häuser sind verputzt und gestrichen und die Vorgärten haben gepflegte Blumenbeete.


Am Nachmittag kam die Sonne doch noch einmal kurz raus und das hellt die Stimmung gleich auf. Ich bin gut vorangekommen und war genau rechtzeitig am Hotel, um dem nächsten Gewitter zu entgehen. So darf es morgen auch sein!

Samstag, 23. August 2014

Tag 190: Săpânţa - Satu Mare, 90 km

Heute ging es noch einmal zum Abschied von den Ostkarpaten über einen Pass von knapp 600 Metern Höhe. Bei der Abfahrt konnte man schon weit in die Ebene der Theiß hineinsehen. Dort ist es so flach wie in Norddeutschland.


Als ich so bergab rollte, hörte ich ein lautes Gehupe, das mir entgegenkam. Gerade noch rechtzeitig konnte ich meinen Fotoapparat rausholen, denn es begegnete mir ein Hochzeits-Auto-Korso. Das Brautpaar führte den Korso im offenen Cabriolet in traditionellen Kostümen an.


Zu Mittag bin ich in einem Hotelrestaurant an einem kleinen Badesee eingekehrt. Dort habe ich mich nett meit einer deutsch-moldawischen Familie unterhalten, die mir auch beim Bestellen des Essens geholfen hat. Meist geht das ganz gut, aber wenn es etwas, was auf der Karte angezeigt ist, dann doch nicht gibt, ist es manchmal schwierig. Die Bedienung kommt dann zurück und macht mit vielen Worten Alternativvorschläge, hat aber die Karte nicht dabei. So wurden aus meinen Papanași zum Dessert doch noch Crêpes mit süßem Käse. Als Hauptgericht hatte ich Hähnchenbrust in Soße mit grünem Pfeffer, dazu Reis und Pilze.


Mein Zielort Satu Mare liegt fast am Dreiländereck Rumänien-Ungarn-Ukraine. Es handelt sich um eine große Stadt mit Flughafen, aber Wikipedia weist keine besonderen Sehenswürdigkeiten auf. Immerhin gibt es aber Caches hier und beim Suchen habe ich auch einen Park mit der orthodoxen Kathedrale fotografiert. Sie stammt aus den Dreißiger-Jahren des 20. Jahrhunderts.


Ich hatte mein Hotel nicht vorgebucht und diesmal Pech: Alle Zimmer waren belegt. Nebenan gab es aber noch ein Hotel, allerdings warnte man mich gleich wegen der Musik einer Hochzeitsfeier. Aber ich habe mir eine Flasche Rotwein bei Penny besorgt (diesmal "Schwabenwein" statt "Bärenblut" wie neulich) und werde danach sicher gut schlafen.

Dies ist meine letzte Nacht in Rumänien und ich bin ganz froh über die geänderte Route. Ich hätte sonst den schönsten Teil von Rumänien glatt verpasst! Die Bukowina kann man als Urlaubsgegend bedingungslos empfehlen. Die touristische Infrastruktur entspricht zwar noch nicht ganz westlichem Standard, aber sie ist vorhanden und man steht nicht plötzlich ohne Übernachtungsmöglichkeit oder Essensgelegenheit da. Es gibt viel zu sehen und die Landschaft ist herrlich!

Freitag, 22. August 2014

Tag 189: Borșa - Săpânţa, 103 km

Heute ging es meist mit ganz leichtem Gefälle bergab, zunächst am Fluss Vișeu längs und später an der Theiß. Über den Vișeu habe ich einige Hängebrücken gesehen.


Zwischen den beiden Tälern musste ich dann doch noch über einen 600-Meter-Pass, damit ich auch ja nicht aus der Übung komme. Es waren aber nur etwa 200 Höhenmeter, das war schnell erledigt. Mir sind dabei zwei andere Arten von Heureitern aufgefallen: Einerseits gibt es breite und hohe Gestelle, die wohl vor allem dem Trocknen dienen.


Und andererseits gibt es Konstruktionen mit quadratischem Grundriss und Dach, die wohl hauptsächlich zur Aufbewahrung dienen. Wahrscheinich regnet es hier etwas mehr als weiter im Osten! Ich selbst habe davon aber nichts gemerkt, denn heute war es zum Glück wieder trocken!


Nach dem Pass habe ich mir in einem einfachen Waldrestaurant ein Mittagessen gegönnt. Wenn man hier Bratwurst bestellt, bekommt man immer gleich 4 Stück - für mich genau die richtige Menge!

Die nächste Stadt war Sighetu Marmației, über die ich mich mal besser vorher hätte informieren sollen. Mir ist am zentralen Platz nur das schöne alte Kino aufgefallen.


Bei der Ausfahrt aus der Stadt bin ich am Armenfriedhof vorbeigekommen, der Teil des Mahnmals für die Opfer des Kommunismus und des Widerstands ist. Das eigentliche Museum befindet sich aber mitten in der Stadt und lag schon lange hinter mir.


Kurz vor der Pension am Zielort kam aber dann die Überraschung des Tages: Ein Hinweisschild zum "Fröhlichen Friedhof" in englischer Sprache. Darunter konnte ich mir ja nun gar nichts vorstellen und bin den Schildern nachgefahren. Ich landete bei einer der größten Touristenattraktionen dieser Gegend. Mehrere Jahrzehnte hat ein lokaler Künstler die traditionellen hölzernen Grabstelen mit handgemalten Bildern der Verstorbenen und mit Versen zu ihrem Leben verziert. Seit seinem Tod im Jahre 1977 ist diese Tradition fortgesetzt worden und inzwischen sind praktisch alle Grabstelen auf dem Friedhof so verziert. Meist sind sogar beide Seiten bemalt: Auf der einen Seite etwas zum Privatleben und auf der anderen Seite etwas zum Berufsleben.






Es gab sogar eine Grabstele für einen Radfahrer!


In der Pension angekommen habe ich dann bemerkt, dass ich zwei Caches nicht gesucht hatte. Der eine war am fröhlichen Friedhof und der andere am Kloster in Săpânţa. Das Kloster ist ein Neubau (Baubeginn 1997, ganz fertig ist es noch nicht) und insofern bemerkenswert, als es die höchste Stabkirche Europas sein soll. Da gab es ja nun nichts, ich musste nochmal zurückradeln und ein Foto machen. Eine Nonne hat mir erklärt, dass dies ein Nachbau des Klosters aus Peri ist, das im Jahre 1703 zerstört wurde und dort mehrere Jahrhunderte als Bischofssitz gedient hat. Der ursprüngliche Ort des Klosters liegt aber jetzt wohl auf ukrainischem Gebiet und dazu auch noch im Flusslauf der Theiß.


Technische Anmerkungen:
In Sighetu Marmației habe ich eine Western-Union-Filiale aufgesucht, um Geldwechsel-Transaktionen durchzuführen: 95 MDL in 19 RON, 104 RON in 400 UAH, 1993 RON in 450 EUR. Das hat fast eine halbe Stunde gedauert und drei Unterschriften benötigt. HUF hole ich mir dann morgen in Satu Mare oder übermorgen an der Grenze von den übriggebliebenen RON. Hintergrund ist die folgende Überlegung: Wenn ich meine rumäischen Lei (RON) erst alle in ungarische Forint (HUF), dann in slowakische Kronen (SKK) und dann in polnische Zloty (PLN) umtausche, verliere ich jedesmal 2-3 Prozent. Da gehe ich doch lieber den Umweg über den Euro, der wird überall akzeptiert.