Donnerstag, 21. August 2014

Tag 188: Ciocănești - Borșa, 67 km

Zuerst muss ich noch einmal ein wenig über Vladimir, meinen Gastgeber in Ciocănești erzählen: Er lebt alleine mit seinen drei Hunden und betreibt eine kleine Pension mit angeschlossenem Zeltplatz. In der Schule hatte er als Sprachen nur Russisch und Französisch, Englisch hat er aus dem Fernsehen über unsynchronisierte Filme gelernt. Das kann er recht gut und wir konnten über alles Mögliche reden. So weiß ich jetzt, dass die "Käseprozession" von vorgestern in Wirklichkeit ein Trauerzug war und dass die Beutel nicht Käse, sondern Brot enthielten. Ich habe auch nach den Nummernschildern der Pferdefuhrwerke gefragt: Die sind nicht vorgeschrieben, aber alte Autokennzeichen sind hervorragende Reflektoren, damit man in der Dämmerung besser gesehen wird.

Vladimir ist jemand, der seine Träume Wirklichkeit werden lässt, wenn es irgend möglich ist. Er hatte mal ein Flugsimulatorprogramm für den PC aus der Mont-Blanc-Gegend und ist bestimmt Hunderte von Malen die Landschaft abgeflogen. Ein Jahr später war er dann tatsächlich in Frankreich und hat sich ein Kleinflugzeug mit Pilot gemietet, um sich das alles mit eigenen Augen anzusehen. Der Pilot war völlig perplex und meinte nur, dass Vladimir die Gegend ja besser kenne als er!

Gestern Abend hat er mir ein leckeres Abendessen gekocht (Gemüsesuppe und danach Forelle mit Pfifferlingen) und anschließend haben wir noch Käse und Tomaten zum Rotwein gehabt. Heute früh hat er mir dann noch einmal die Tomaten erklärt: Die aus dem Supermarkt sehen zwar gut aus, schmecken aber nach gar nichts. Die schrumpeligen und verfärbten, teilweise mit Fleckenstellen versehenen, sind dagegen die leckersten Tomaten der Welt. Man bekommt sie nur frisch auf dem Markt oder von alten Frauen, die ihre Produkte am Straßenrand verkaufen. Das Problem ist nur, dass sich diese Tomaten nur etwa einen Tag halten, selbst im Kühlschrank.


Der Tag begann mit Hochnebel im Tal der Bistrița, dass mich zum Pass des Tages hochführte. Die Bistrița ist ein recht breiter Fluss und die ersten 35 Kilometer blieb ich unten im Tal, das bis auf etwa 1100 Meter anstieg.


Unterwegs habe ich eine hübsche Holzkirche in Cârlibaba gesehen. Man kann den Kirchen häufig nicht so recht ansehen, ob sie gerade neu gebaut oder schon sehr alt sind. Kirchenneubauten sind hier an der Tagesordnung, ich habe schon viele Baustellen gesehen. Diese Kirche stammt aber aus dem Jahr 1898.


Dann verließ die Straße das Tal und es wurde etwas steiler. Es ging hinauf bis auf 1416 Meter auf den Prislop-Pass. Das ist jetzt der höchste Punkt, den ich auf der gesamten Tour mit dem Fahrrad erreicht habe. Und ich habe auch nicht die Absicht, diesen Rekord noch zu brechen! Oben gab es ein Kloster, ein Denkmal und einen Cache. Zuerst habe ich den Cache gefunden und dann habe ich mir eine Picknick-Bank gesucht und zum Gesang der Mönche Pause gemacht.


Meine Pause war etwas zu lang, denn bei der Abfahrt bin ich knapp 6 Kilometer vor dem Motel in ein Gewitter geraten. Zum Glück konnte ich mich gut unterstellen und in einer Regenpause bis zum Ziel fahren. Danach entwickelte sich nämlich ein richtiger langer Landregen.

Das war schon eine etwas merkwürdige Etappe: 43 Kilometer nur bergauf und dann 24 Kilometer nur bergab! Morgen steht nur noch ein kleiner Hügel auf dem Programm und dann erreiche ich die Theiß, die hier der Grenzfluss zwischen Rumänien und der Ukraine ist. Ich bin mal gespannt, ob ich morgen auch ohne Regen durchkomme!

1 Kommentar:

  1. Wunderschöne Eindrücke von eurer Tour, ganz tolle Bilder! :-) ich fahre nächste Woche selber erstmal auf Fahrradtour. Ich habe mir ein paar kleine Strecken in einem Radforum empfehlen lassen. Eure Tour mache ich vielleicht dann nächstes Jahr, ich lasse mich gerne inspirieren! Viel Spaß und alles Gute beim Radeln!

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